KFV war 25 Jahre nach dem Unglück in Galtür bei Lawinenübung dabei: Jeder kann zur Unfallprävention beitragen

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Am Freitag, den 23. Februar 2024 jährt sich die Lawinenkatastrophe von Galtür zum 25. Mal, bei der 31 Menschen gestorben sind. Nur einen Tag später riss damals im benachbarten Valzur eine Lawine weitere sieben Menschen in den Tod. Der Bereich Sport- und Freizeitsicherheit im KFV war 25 Jahre danach vor Ort, um bei einer Lawinenübung der Tiroler Bergrettung dabei zu sein und die Bevölkerung zur Prävention aufzurufen. Denn auch 25 Jahre nach dem Unglück in Galtür kommt es Jahr für Jahr durch Lawinen zu menschlichen Tragödien: Allein im Vorjahr wurden in Österreich 63 Menschen durch Lawinen verletzt und 17 getötet.

Galtür, 21. Februar 2024. Was Skitourengeher und Schneeschuhwanderer im Hochgebirge niemals vergessen sollten, bringt Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV, auf den Punkt: „Jede und jeder Einzelne kann durch Prävention dazu beitragen, dass die Bergrettung erst gar nicht ausrücken muss. Es gibt Situationen, wo auch die top ausgebildeten Mitglieder der Bergrettung nicht mehr helfen können oder Situationen, in denen sie selbst in höchste Lebensgefahr geraten würden, sodass die Einsätze vorerst abgebrochen werden müssen.

Um über die Gefahren beim Wintersport im Hochgebirge aufzuklären, war das KFV daher gemeinsam der Bergrettung Tirol 25 Jahre nach dem Lawinenunglück in Galtür auf der Jamtalhütte unterwegs. Die Bergrettung führte zu dieser Zeit ihre Winterausbildungswoche durch. Insgesamt 26 angehende Bergretter*innen nahmen unter der Leitung von Christian Eder, Landesausbildungsleiter Alpin und Leiter der Akademie der Bergrettung Tirol, an dieser Übung teil. Lawinenübungen standen ebenso am Programm wie Skitouren und Eisklettern.

Christian Eder, Akademieleiter der Tiroler Bergrettung, prüft die Lawinengefahr anhand der einzelnen Schneeschichten; auch HELMI war vor Ort © KFV

Folgende 4 Gegenstände sollten Ersthelfer nach Lawinenabgängen parat haben

Lawinen stellen auch 25 Jahre nach der spektakulären Katastrophe in Galtür eine große Bedrohung dar. Im Gesamtjahr 2023 ereigneten sich in den österreichischen Bergen laut ÖKAS-Daten insgesamt 117 Lawinen-Unfälle. Dabei wurden 63 Menschen verletzt und 17 fanden den Tod. Wie die Daten der österreichischen Lawinenwarndienste zeigen, ereignen sich in den Tiroler Bergen generell die meisten Lawinenunfälle. Bei Lawinenunfällen zählt jede Sekunde. Wer nicht innerhalb von 18 Minuten gerettet wird, hat bereits deutlich verringerte Überlebenschancen. Folgende vier Gegenstände sollte man bei Skitouren daher unbedingt dabeihaben: ein Lawinenverschüttetensuchgerät, eine Lawinensonde, eine Schaufel zur Bergung von Verschütteten und ein Mobiltelefon zur Verständigung der Bergrettung unter der Nummer 140.

Lawinenwarnstufe 3 ist besonders tückisch

Dr. Trauner-Karner gibt punkto Lawinen folgendes zu bedenken: „Wie wir aus Umfragen wissen, gibt es über die unterschiedlichen Lawinenwarnstufen und ihre Bedeutungen sowie über die passende Ausrüstung leider nach wie vor großen Aufklärungsbedarf. Daher ist es uns ein Herzensanliegen, auf die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen immer wieder eindringlich hinzuweisen.“ Insgesamt gibt es in Österreich 5 Lawinenwarnstufen, von Stufe 1 (geringe Gefahr) bis Stufe 5 (sehr große Gefahr). „Am trügerischsten ist die Stufe 3: Bei Lawinenwarnstufe 4 und 5 bleiben vermutlich ohnehin die meisten zu Hause, aber Stufe 3 wird häufig unterschätzt, weshalb manche trotzdem zu ihren geplanten Skitouren aufbrechen und in Gefahr geraten. Tatsächlich entfallen rund 50 Prozent aller Lawinentoten auf die Warnstufe 3“, so die Expertin.

Das KFV waren bei einer simulierten Personenbergung der Tiroler Bergrettung in Galtür dabei. © KFV

30.000 Menschen verletzten sich pro Jahr beim Wintersport in Österreich

Lawinen stellen aber nicht die einzige Bedrohung im Gebirge dar. In Österreich verletzen sich durchschnittlich pro Jahr rund 30.000 Menschen beim Wintersport so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Seit Jahren führen Skiunfälle die Liste der häufigsten Wintersportunfälle an. Rund 24.000 verletzte Skifahrer gibt es laut Daten des Fachbereiches Sport- und Freizeitsicherheit im KFV pro Jahr. Die Daten basieren auf Patientenbefragungen und Hochrechnungen im Rahmen von KFV-IDB-Austria. „Fehleinschätzung, Ablenkung und Hektik sowie überhöhte Geschwindigkeit und Kollisionen zählen zu den Hauptunfallursachen beim Skifahren. Eine große Gefahrenquelle ist aber auch die Bodenbeschaffenheit in Form von hartem Schnee, eisigen Pisten oder Unebenheiten“, warnt Dr. Trauner-Karner.

Harte Ausbildung bei der Tiroler Bergrettung

Wer Bergretter werden will, muss geistig und körperlich fit sein und harte Prüfungen ablegen. Eine Anwärterprüfung muss im Sommer und eine im Winter absolviert werden. Im Winter müssen die Betroffenen eine Skitour mit ca. 1.000 bis 1.300 Höhenmetern schaffen, wobei ein Stundenschnitt von 500 Höhenmetern erreicht werden muss. Derzeit hat die Bergrettung mehr als 90 Stützpunkte in Tirol, wobei insgesamt rund 4.500 Bergretter*innen im Notfall bereitstehen, davon sind rund 300 Frauen. Österreichweit engagieren sich rund 13.000 Personen bei der Bergrettung.

Die wichtigsten Sicherheitstipps für Tourengeher und Schneeschuhwanderer:

  • Informationen einholen

Informieren Sie sich vor dem Start einer Tour über die Lawinensituation und über die Wettervorhersagen. Beobachten Sie das Wetter auch regelmäßig während der Tour.

  • Lawinen-Schutzausrüstung mitnehmen

Jeder trägt Verantwortung und sollte darauf vorbereitet sein, im Notfall nach Verschütteten zu suchen. Neben regelmäßigem Training ist dazu auch das Mitführen einer vollständigen Lawinen-Notfallausrüstung notwendig. Lawinenverschüttetensuchgeräte sollten vor jedem Start auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft werden.

  • Lawinen-Airbags

Nicht nur bei Skitouren sind Lawinen-Airbags ein „Must-have“, sondern auch bei Schneeschuhwanderungen.

  • Im Zweifel geht die Sicherheit vor

Bei unklaren Wetterverhältnissen und in allen anderen Zweifelsfällen sollte man sich gegen den Antritt einer Tour entscheiden bzw. auf eine gesicherte Route ausweichen.

  • Erfahrene Begleitung

Gehen Sie stets mit erfahrenen Leuten, am besten mit ausgewiesenen Experten, auf Tour. Brechen Sie nie allein auf oder mit Gruppen, die Sie nicht kennen.

  • Rücksichtnahme

Nehmen Sie – ganz besonders beim Aufstieg auf Skipisten – Rücksicht auf andere Wintersportler.

  • Auf Sicht fahren

Bei der Abfahrt mit den Tourenskiern müssen die Geschwindigkeit und Fahrweise dem Können und den Gelände-, Schnee- und Witterungsverhältnissen angepasst werden.

  • Notrufnummer der Bergrettung (140)

Speichern Sie die Nummer der Bergrettung (140) auf Ihrem Mobiltelefon ein.

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