Sinkende Temperaturen, steigende Brandgefahren: Der Beginn der Heizsaison ist brandgefährlich!

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Gerade zu Beginn der Heizsaison sorgen Schwedenöfen, offene Kamine oder sonstige Holzöfen verstärkt für behagliche Wärme in den heimischen Haushalten – und erfahrungsgemäß auch für eine erhöhte Brandgefahr. Mängel beim Einbau der Festbrennstofföfen und Anwendungsfehler beim Heizen bis hin zur falschen Ascheentsorgung stellen dabei die Hauptprobleme dar.

Mit dem Rückgang der Temperaturen verlagert sich unser Leben wieder vermehrt in die eigenen vier Wände. Verstärkt wird dieser für den Herbst typische Trend zum „Cocooning“ heuer durch die Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Damit steht aber auch fest, dass die Zahl der Heimunfälle heuer noch stärker als sonst ansteigen wird – ebenso die Zahl der Brände im zivilen Bereich. Auch die Renaissance von offenen Kaminen, Schwedenöfen und Kachelöfen trägt zur Zunahme des Brandrisikos bei. „Vor allem Öfen, die einen Blick auf die Flammen bieten, sind heute wieder ‚en vogue‘ und kommen besonders zu Beginn der Heizsaison, noch vor dem durchgehenden Betrieb der Zentral- oder Fernwärmeheizungen, zum Einsatz“, erklärt dazu Dr. Günther Schwabegger, Mitglied der Geschäftsführung der BVS-Brandverhütungsstelle für OÖ. Aus Sicht des Vorbeugenden Brandschutzes ist auch nichts dagegen einzuwenden – vorausgesetzt, die Öfen werden ordnungsgemäß eingebaut und sachgemäß betrieben.

Gerade beim Einbau kommt es aber häufig zu Mängeln. „Die Stimmung und die behagliche Wärme eines Holzfeuers haben zu einer neuen Modernität dieser Heizform geführt. In den letzten Jahren wurden daher neben Neubauten auch viele Bestandsobjekte – von Wohnungen über Reihenhäuser bis hin zu Einfamilienhäusern – nachträglich mit Festbrennstofföfen ausgestattet“, so Schwabegger. Oftmals erfolgten Aufstellung und Einbau der Öfen in Eigenregie und ohne vorherige Abklärung durch einen Experten. Genau das birgt aber eine Vielzahl von Gefahren und trägt dazu bei, dass die Zündquelle „Wärmegeräte“ in der Brandschadenstatistik der BVS-Brandverhütungsstelle für OÖ alljährlich zu den Top-3-Brandursachen zählt. So wurden etwa im Brandjahr 2018 österreichweit 696 von insgesamt 6.679 erfassten Bränden (Mindestschaden: 2.000 Euro) der Zündquelle „Wärmegeräte“ zugeordnet, alleine in Oberösterreich waren es 182 von insgesamt 1.118 Bränden. Hiervon gingen wiederum 57 Brandgeschehen (OÖ) von „mit festen Brennstoffen betriebenen Feuerstätten“ – also im Wesentlichen von Holzöfen – aus.

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Gefahren durch nachträglichen Einbau von Holzöfen
Vielen Heimwerkern ist nicht bewusst, dass die Öfen und alle weiteren für deren Betrieb notwendigen Einrichtungen wie Rauchrohre, Wand- und Deckendurchführungen oder Kamine aufeinander abgestimmt und daher unbedingt durch einen Fachmann eingebaut werden müssen. Zu allererst brauche es die Abklärung durch den zuständigen Rauchfangkehrer-Meister, so Schwabegger: „Wenn ein vorhandener Kamin aufgrund seiner Dimensionierung nicht für den ausgewählten Ofen verwendet werden kann, besteht schon das erste Problem. Der Rauchfangkehrer sollte also jedenfalls beigezogen werden, weil er neben einer fachkundigen Beurteilung des Kaminsystems auch eine weiterführende Beratung – beispielsweise eine Analyse der notwendigen Luftzufuhr – mitliefern kann.“ In einem zweiten Schritt muss der Ofen fachmännisch aufgestellt und an den Kamin angeschlossen werden. Hier gelte es, alle notwendigen und vorgeschriebenen Sicherheitsabstände des Rauchrohres zu Wänden und Einrichtungsgegenständen einzuhalten. Befindet sich beispielsweise das Rauchrohr zu nahe an einer Holzvertäfelung, kann es alleine durch die Strahlungswärme zur Brandentstehung kommen. Ein weiteres Augenmerk muss auch auf die Wand- und Deckendurchführungen des Rauchrohres gelegt werden. Hier sind wiederum vorgegebene Sicherheitsabstände einzuhalten, die Montage sollte ausschließlich durch einen Fachmann erfolgen. „Neben der Strahlungswärme kann bei einer Deckendurchführung auch ein Wärmestau zur Brandentstehung führen“, erläutert Schwabegger.

Ist eine Wohnung schließlich mit einem (Holz-) Ofen ausgestattet, gilt es, diesen auch ordnungsgemäß zu betreiben. „Das heißt, der Kamin und das Rauchrohr müssen regelmäßig gekehrt und überprüft werden“, so der Brandschutzexperte. Alle nachträglichen Änderungen – wie z.B. ein Verbau des Ofenrohres oder bauliche Änderungen im Bereich der Wand- und Deckendurchführungen – müssen mit einem Fachmann abgeklärt werden.

Sicherer Betrieb von Öfen und Kaminen
Neben baulichen Mängeln führen auch immer wieder Nachlässigkeiten und mangelnde Erfahrung im Beheizen von Holzöfen zu Bränden. Wie bei allen anderen Heizgeräten gilt auch hier: Brennbare Materialien wie Papier und Textilien dürfen nur in ausreichendem Abstand zum Ofen oder Kamin gelagert werden. Bei offenen Kaminen sollte die Umgebung unbedingt durch Funkengitter vor Funkenflug geschützt werden. Und auch bei geschlossenen Kaminen, Schwedenöfen oder Kachelöfen gehört der Wohnbereich vor der Ofentür und der Aschenlade durch ein Vorlegeblech oder eine Glasplatte vor herausfallenden Glut- und Aschenresten geschützt.

Wurden alle Sicherheitshinweise befolgt und der Holzofen beheizt, gilt es schließlich noch, die Asche sicher zu entsorgen. Denn auch durch falsche bzw. unsachgemäße Ascheentsorgung kommt es immer wieder zu Bränden. „In der vermeintlich erkalteten Asche können sich bis zu 48 Stunden (in Ausnahmefällen bis zu 72 Stunden) lang Glutreste verbergen“, erklärt Schwabegger. Die Asche darf daher nur in metallene Sicherheitsbehälter mit Deckel geleert und erst nach drei Tagen im Restmüll entsorgt werden. Die Zeit kann verkürzt werden, wenn die Asche vollständig in Wasser geflutet wird. Grund für die Entsorgung im Restmüll statt über den Biomüll oder die Kompostieranlage ist, dass Verunreinigungen durch Kunststoffe, Metalle usw. nicht ausgeschlossen werden können.

Rauchwarnmelder in Neubauten verpflichtend vorgeschrieben!
Um trotz aller Vorsichtsmaßnahmen beim Heizen für den Fall der Fälle gerüstet zu sein, sollte jeder Haushalt mit mindestens einem oder noch besser mit mehreren Rauchwarnmeldern ausgerüstet sein. „Ein Rauchwarnmelder verhindert zwar nicht die Brandentstehung, er warnt aber bereits bei geringer Rauchkonzentration vor einem Entstehungsbrand und verhilft so zum entscheidenden zeitlichen Vorsprung, der für die Flucht aus gefährdeten Bereichen genützt werden kann“, appelliert Dr. Günther Schwabegger: „Die Anschaffungskosten für einen Rauchwarnmelder liegen heute nur mehr zwischen fünf und zehn Euro beziehungsweise zwischen 20 und 30 Euro für einen sogenannten 10-Jahres-Melder. Damit ist ein Rauchwarnmelder die mit Abstand günstigste Lebensversicherung!“ Wer also jeden Wohn- und Schlafraum mit einem Melder ausstattet, investiert im Durchschnitt den Gegenwert einer halben Tankfüllung für sein Auto.

Dazu kommt, dass seit Harmonisierung und Inkrafttreten der bundesländerspezifischen Bauvorschriften in Neubauten die Ausstattung aller Aufenthaltsräume mit jeweils mindestens einem unvernetzten Rauchwarnmelder gesetzlich vorgeschrieben ist. Durch die Neuerung und weitere Vereinheitlichung der Bauvorschriften in Österreich sollte die Durchdringung der Haushalte mit Rauchwarnmeldern in den kommenden Jahren also deutlich erhöht werden.

Wissenswertes zum Einbau von Holzöfen

Rechtzeitige Abklärung

Vor dem (nachträglichen) Einbau eines Ofens (offener oder geschlossener Kamin, Schweden-ofen, Kachelofen, Ölofen usw.) ist der Schornstein (auch „Rauchfang“ oder „Kamin“) auf dessen Eignung zu überprüfen

Fachmännischer Einbau

Auf Eigeneinbauten sollte unbedingt verzichtet werden! Öfen und alle weiteren für deren Betrieb notwendigen Einrichtungen wie Rauchrohre, Wand- und Deckendurchführungen sollten nur von Fachleuten errichtet werden.

Sicherheitsabstände

Rauchrohre müssen entsprechende Sicherheitsabstände zu allen baulichen Einrichtungen (Wänden, Decken usw.) sowie zu allen brennbaren Materialien aufweisen.

 

Meldung an den Rauchfangkehrer

Nachträglich eingebaute Öfen bzw. Feuerstätten sind unbedingt dem zuständigen Rauchfangkehrer zu melden. Dieser sorgt auch für das regelmäßige Kehren und Überprüfen des Kamins.

Tipps für das sichere Beheizen von Holzöfen

Offene Kamine beaufsichtigen – Funkengitter verwenden

Funken und herausfallendes brennendes oder glosendes Holz können brennbare Materialien entzünden. Da Funken oft meterweit fliegen, können Kleidung, Polstermöbel, Bodenbeläge, Vorhänge, Papier usw. auch in größerer Entfernung entzündet werden. Schutz gegen diese Brandgefahren bieten Funkengitter.

Glutreste in der Asche

In der vermeintlich erkalteten Asche können sich bis zu 48 Stunden (in Ausnahmefällen bis zu 72 Stunden) lang Glutreste verbergen. Asche darf daher nie in leere Waschmitteltrommeln, Schachteln oder Kunststoffbehälter, sondern nur in metallene Sicherheitsbehälter mit Deckel entsorgt werden.

Brennbare Lagerungen

Kartonagen, Altpapier und andere brennbare Lagerungen müssen vor dem ersten Anheizen aus der unmittelbaren Nähe zu Öfen und Kaminen entfernt werden.

Wenn die Gasheizung zur Gefahr wird: Kohlenmonoxid als unsichtbare Gefahrenquelle

Jahr für Jahr kommt es in Österreich zu schweren Kohlenmonoxid-Unfällen. Meist sind defekte oder schlecht gewartete Gasheizungen, Durchlauferhitzer bzw. Kombithermen oder undichte Kamine die Ursache für die tödlichen Gas-Vergiftungen. Kohlenmonoxid (CO) ist farb- und geruchlos und kann daher vom Menschen nicht wahrgenommen werden. Das Atemgift verdrängt den Sauerstoff im Blut und die Opfer ersticken. Die regelmäßige Wartung und Prüfung durch Experten sowie der Einsatz von CO-Warngeräten können Menschenleben retten.

Man riecht es nicht, man schmeckt es nicht, aber es kann tödlich sein. Regelmäßig ereignen sich in Österreich schwere Kohlenmonoxid-Unfälle, ausgelöst durch defekte oder schlecht gewartete Gasheizungen, Durchlauferhitzer oder undichte Kamine. „Die Ursache ist beinahe immer ähnlich: Die Abgase – darunter das geruchlose, giftige CO – können aus den Geräten nicht abziehen, wodurch sie in den Raum strömen“, erklärt Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereiches Eigentumsschutz im KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit). Etwa 250 Menschen erleiden in Österreich jedes Jahr eine Vergiftung durch das geruchlose, reizfreie Gas CO. Die Zahl der Vergiftungsfälle ging in den letzten Jahren tendenziell zurück, trotzdem sind sie immer noch häufig.

Erhebung zeigt: Wissen zur Überprüfung und Wartung mangelhaft

Jeder Haushalt kann mit einer jährlichen Überprüfung und Wartung der Therme selbst dazu beitragen, das Risiko eines Unfalls gering zu halten! Wie eine aktuelle Befragung des KFV von mehr als 500 Wohnungsbesitzern zeigt, gibt es in Bezug auf das Wissen zur Wartung der Therme noch Aufholbedarf: So geben mehr als ein Drittel der Befragten an, ein defektes Gasgerät zu erkennen. 57 Prozent davon denken aber, einen Defekt am Geruch zu erkennen. „Durch Warmwasser und Heizung, die meist auch über die Therme läuft, ist die Therme in den Wintermonaten sehr oft in Betrieb. Wurde die Therme nicht regelmäßig gewartet und ist sie stark verschmutzt, kann es zu einer Überlastung führen und die Therme wird defekt. Funktioniert dazu zusätzlich der Luftabzug nicht, kann sich Kohlenmonoxid in der Wohnung bilden“, erläutert Kaltenegger.

KFV: Rechtliche Vereinheitlichung der Prüfungsintervalle wäre besonders wichtig

Wie beschrieben stellen die größten Probleme bei Gasgeräten die unregelmäßige Wartung bzw. länderspezifische Prüfungsfrequenzen dar. „Derzeit gibt es keine bundesweit einheitliche Regelung zu den Prüfungsintervallen. Für den Endnutzer eine verwirrende Situation“, so Kaltenegger. Aus Sicht des Experten wäre es zur Erhöhung der Sicherheit wichtig, bundesweit eine z.B. jährliche Prüfung in einer Art „Pickerlsystem“ gesetzlich vorzuschreiben.

CO-Warnmelder zur Prävention

„Das heimtückische an Kohlenmonoxid ist, dass es vom Menschen nicht wahrgenommen werden kann, weil es unsichtbar, geruchlos und geschmacklos ist. Darüber hinaus kann es durch Wände diffundieren“, so Kaltenegger.„Die Anschaffung von CO-Warnmeldern ist gerade auch im Haushaltsbereich empfehlenswert, denn der Sensor des Geräts warnt die Bewohner bereits vor Erreichen gesundheitsschädigender CO-Konzentrationen. Das kann im Ernstfall Leben retten!“

KFV-Sicherheitstipps:

  • Halten Sie die vorgeschriebenen Prüfungs- und Wartungsintervalle der Geräte unbedingt ein!
  • Ein CO-Warnmelder kann Leben retten!
  • Lassen Sie Wartungs- und Reparaturarbeiten nur von einem Fachmann ausführen und sprechen Sie vor baulichen Veränderungen wie dem Einbau einer Klimaanlage, Abluftdunstabzugshaube oder ähnlichen Geräten mit einer Fachfirma!
  • Beachten Sie, dass vorhandene Lüftungsöffnungen bzw. Zwangsbelüftungen (Lüftungsschlitz in einer Türe oder im Fenster) frei bleiben müssen!