Reißverschlusssystem: Nur 6 Prozent der Autofahrer wissen, wie es richtig geht

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Das Reißverschlussverfahren gehört zum Standardrepertoire der Führerscheinausbildung – dennoch zeigen aktuelle Erhebungsdaten des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV), dass viele Verkehrsteilnehmer in der Praxis unsicher sind, wie und wo sie sich bei Fahrbahnverengungen korrekt einordnen müssen. ASFINAG und KFV klären auf und rufen zu mehr Rücksichtnahme auf, insbesondere bei Spurverengungen und im Baustellenbereich.

Wien, 27. Juni 2025. Gar nicht gut kennen die Österreicher*innen das Reißverschlussverfahren im Straßenverkehr, wie Daten des KFV zeigen. In der aktuellen Umfrage gaben zwar rund 70 Prozent der Befragten an, die Regel des Reißverschlussprinzips ganz genau zu kennen. Bei detaillierter Nachfrage liegen dennoch 94 Prozent bei der Beantwortung von Wissensfragen falsch: Nur sechs Prozent der Befragten können zu Details über das Reißverschlusssystem richtig Auskunft geben.

Häufige Probleme bei der Anwendung des Reißverschlusssystems
Rund 74 Prozent der Befragten gaben zudem an, häufig oder sehr häufig eine falsche Anwendung des Reißverschlusssystems beobachtet zu haben: Zu den falschen Verhaltensweisen gehören dabei knappes Auffahren, möglichst frühes Einordnen sowie das Stehenbleiben, bis man in den weiterführenden Fahrstreifen reingelassen wird. Als Motive, warum andere nicht einordnen lassen, wurde unter anderem vermutet, dabei wichtige Zeit zu verlieren, es eilig zu haben oder auch vorne fahren zu wollen:

„Probleme im Reißverschlussverfahren können aus verschiedenen Gründen entstehen, etwa durch Stress. Mehr Miteinander und Rücksichtnahme im Straßenverkehr können diese Situationen entschärfen und dadurch unter anderem Stau-Situationen verhindern“, so Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV.

Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV
© KFV / APA-Fotoservice / Schedl

Stauvermeidung und flüssiger Verkehr
Besonders der Ort des Einordnens wurde von vielen der Befragten falsch interpretiert: Nur die wenigsten wissen, dass sie sich erst unmittelbar vor der Verengung einordnen müssen. Viele Befragte gaben an, sich bereits vorher bzw. möglichst früh in den weiterführenden Fahrstreifen einzuordnen – selbst, wenn dies zu Staus und gefährlichen Situationen führen kann. Insbesondere das Stehenbleiben, bis man reingelassen wird, um sich möglichst früh in den weiterführenden Fahrstreifen einzuordnen, kann problematisch werden. Rund zwölf Prozent der Befragten gaben an, dies so bereits selbst praktiziert zu haben:

„Das Reißverschlusssystem hilft dabei, den Verkehrsfluss zu optimieren sowie lange Staus und stockenden Verkehr zu verhindern. Das Wichtigste ist, ausreichend Abstand zu halten, sonst funktioniert es nicht. Was nur wenige wissen: Das Reißverschlusssystem ist in Österreich gesetzlich vorgeschrieben und andere Verkehrsteilnehmende müssen das Einfädeln ermöglichen“, so ASFINAG-Verkehrssicherheitsexperte Bernhard Lautner.

Ein weißer Mann mittleren Alters in Anzug und Kravatte lächelt in die Kamera.
Bernhard Lautner, Verkehrssicherheitsexperte ASFINAG © ASFINAG

Wer sich nicht daran hält, riskiert sogar Strafen.

Das Reißverschlusssystem (Reißverschlussverfahren) ist eine Verkehrsregelung, die in Österreich – insbesondere auf Autobahnen und Schnellstraßen der ASFINAG – dazu dient, den Verkehrsfluss bei Spurverengungen oder Baustellen zu optimieren. Es sorgt dafür, dass Fahrzeuge aus zwei Fahrspuren effizient zu einer zusammengeführt werden.

So funktioniert das Reißverschlusssystem:

  1. Bis zum Hindernis vorfahren:
    Fahrzeuge, die sich auf der endenden Spur befinden, sollten bis zum tatsächlichen Engpass weiterfahren und nicht frühzeitig die Spur wechseln.
  2. Wechselseitiges Einfädeln:
    Sobald die Spur endet, wechseln Fahrzeuge nach dem Prinzip eines Reißverschlusses abwechselnd in die verbleibende Fahrspur:

    • Ein Fahrzeug von der durchgehenden Spur fährt weiter.
    • Danach wird ein Fahrzeug von der endenden Spur in die verbleibende Spur eingefädelt.
    • Dieser Wechsel wiederholt sich fortlaufend.
  3. Abstand halten und zügig einfädeln:
    • Fahrende auf der durchgehenden Spur müssen das Einfädeln ermöglichen.
    • Fahrende auf der endenden Spur sollten nicht abrupt, sondern fließend einsortieren.

Eine anschauliche Darstellung des Reißverschlussprinzips finden Sie in einem Video der ASFINAG auf YouTube.

Presseaussendung.pdf