KFV Kinderunfallbilanz: Mehr als 330 Kinderunfälle pro Tag in Österreich

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Unfallreiche „Generation Alpha“[1]: Das zeigt die aktuelle Kinderunfallbilanz der österreichischen Sicherheitsinstitution KFV. 121.700 Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren verletzten sich demnach in Österreich 2024 so schwer, dass sie in einem Krankenhaus versorgt werden mussten. Das entspricht einem Plus von 5 Prozent gegenüber dem Jahr 2023 – hier waren es 115.800 verletzte Kinder. Besonders auffällig ist die Zunahme der Unfälle bei den 10- bis 14-Jährigen von sogar 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr in dieser Altersgruppe. Damit tragen ältere Kinder und Jugendliche den Hauptanteil am gesamten Anstieg. 2025 kam es bislang bereits zu mindestens 11 tödlichen Unfällen mit Kindern: Bei einem Skiunfall verstarb ein 11-Jähriger, 2 Kinder kamen bei einem Brand ums Leben und eine 11-Jährige und ein 14-Jähriger erlagen nach einem Absturz beim Wandern ihren schweren Verletzungen. Ein 8-jähriges Mädchen verstarb nach einem Badeunfall. Bei mindestens 6 Badeunfällen, bei denen die Kinder reanimiert werden mussten, sowie 6 Fenster- und Balkonstürzen wurden Kinder teilweise schwer verletzt. Zudem gab es heuer bereits 5 tödliche Kinderunfälle im Straßenverkehr – 2 von ihnen an Bahnübergängen, 2 bei Lkw-Unfällen sowie einen tödlichen Zusammenstoß einer 13-jährigen Radfahrerin mit einem Pkw.[2]

Wien, 08. Juli 2025. Fast jedes zehnte Kind musste im Jahr 2024 in Österreich nach einem Unfall im Krankenhaus behandelt werden. Auffällig viele ältere Kinder und Jugendliche waren 2024 von Unfällen betroffen. Denn fast die Hälfte der verletzten Kinder (rund 45%) war 2024 zwischen 10 und 14 Jahre alt. Sicherheitsexpert*innen des KFV zeigen sich angesichts der steigenden Unfallzahlen bei Kindern besorgt.

Zahlen der Kinderunfallbilanz als Grafik aufbereitet.

15 tödliche Unfälle mit Kindern im vergangenen Jahr 2024
2024 sind in Österreich 15 Kinder bei Unfällen getötet worden (0-14 Jahre), berichtet die Todesursachenstatistik. 2 österreichische Kinder sind dabei ertrunken sowie 2 Kinder durch Vergiftungen gestorben. Laut KFV-Medienbeobachtung ist ein 14-jähriges Mädchen bei einem Skiunfall verunglückt, ein 5-jähriger Bub wurde von einer Mure verschüttet, 2 Kinder (19 Monate und 5 Jahre) verstarben bei Fensterstürzen, eine 13-Jährige verlor ihr Leben bei einem Kohlenmonoxid-Unfall, ein 2-Jähriger wurde bei einem tragischen Unfall von einem Hoflader überfahren.[3]

Kinderunsicherer Verkehr
6 Prozent der Unfälle mit Verletzungsfolge machte 2024 der Bereich Verkehr aus, was allerdings keine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr zeigt. Vergangenes Jahr wurden zudem 4 Kinder bei Verkehrsunfällen getötet, jeweils zwei davon in der Steiermark und in Tirol, zeigt die Verkehrsunfallstatistik der Statistik Austria. Drei junge Unfallopfer kamen als Mitfahrende in Pkws ums Leben. Sie waren 3 Monate, 7 und 10 Jahre alt. Ein 7-Jähriger wurde zudem von einer Straßenbahn erfasst und verstarb.

„Unser Ziel muss es sein, dass kein Kind bei Unfällen – auf Österreichs Straßen oder im Freizeit- und Haushaltsbereich – stirbt oder schwer verletzt wird. Wir brauchen, neben einem guten Sicherheitsbewusstsein für den Bereich Verkehr in Österreich, auch eine verschärfte Gefahrenwahrnehmung für den Haushalts- und Freizeitbereich. Die Unfallgefahr wird in diesen Bereichen stark unterschätzt“, erklärt Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Fachbereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV.

Eine blonde Frau im schwarzen Blazer, lehnt mit vor der Brust verschränkten Armen an einer mit blauer Graffiti-Farbe besprühter Wand und lächelt in die Kamera.
Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin der Abteilung Sport- und Freizeitsicherheit im KFV © KFV / APA Fotoservice / Krisztian Juhasz

Zuhause ist es am gefährlichsten: Österreichs Haushalte nicht kindersicher
Mit 41 Prozent der Unfälle macht der Bereich Haushalt insgesamt den größten Anteil am Unfallgeschehen bei Kindern aus. Besonders häufig kommt es in Österreichs Haushalten bei Kindern zu u.a. Stürzen (66%) – oft von Hockern, Betten oder beim Laufen in der Wohnung – und Zusammenstößen mit Objekten, Personen oder Tieren (22%). Auch eingeklemmte Finger in Türen, Trampolinunfälle, Bisse von Haustieren, Verbrühungen sowie Quetschungen und Schnittverletzungen sind häufige Gründe für eine Spitalsbehandlung: „Seit Jahren stellen Haushalts-Unfälle bei Kindern ein besonderes Risiko dar. Das weist darauf hin, dass Österreichs Haushalte nach wie vor nicht ausreichend kindersicher sind. Präventionsmaßnahmen kommen zu wenig zum Einsatz“, betont Dr. Trauner-Karner.

Sport-Verletzungen gestiegen
Hoch ist auch der Anteil der Verletzungen im Sport- und Freizeitbereich mit rund einem Drittel der Kinderunfälle (30%). Im Vergleich zum Vorjahr zeichnet sich hier ein Anstieg im Bereich von rund 3 Prozent ab. Auch hier führen Stürze die Unfallarten an. Besonders oft sind zudem Softbälle, Trampoline, Kletter- sowie Schaukelgeräte und Rutschen in Unfälle verwickelt. Verletzungen beim Ballspielen, etwa bei Fußball, Volleyball oder Basketball, stellen außerdem ein Drittel der Schulunfälle. „Kinder haben Bewegungsdrang: Neugieriges Entdecken und gesundes Ausprobieren, das auch mal in blauen Flecken oder kleinen Aufschürfungen enden kann, gehört für Kinder dazu. Jedoch können Präventionsmaßnahmen das Sicherheitsbewusstsein bereits ab jungen Jahren stärken: Die richtige Ausrüstung wie stabilisierendes Schuhwerk sowie umfangreiches Aufwärmen im Freizeitsport helfen wesentlich dabei, gröbere Verletzungen zu verhindern. Auf Spielplätzen und Co. gilt es zudem, Kindern die Folgen von waghalsigen Stunts klarzumachen und wie wichtig es ist, gut aufeinander Rücksicht zu nehmen“, so Dr. Trauner-Karner.

So verunfallt Österreichs Jugend
Die Unfallzahlen bei den 10- bis 14-Jährigen sind nicht nur gestiegen, sondern haben sich insbesondere in bestimmten Unfallarten stark erhöht: So kam es in dieser Altersgruppe zu einem deutlichen Plus bei Stürzen (+3.700 Fälle), Zusammenstößen mit Objekten oder Personen (+2.000), Schnittverletzungen (+1.400) sowie Fällen körperlicher Überbeanspruchung (+500). Mehr als die Hälfte der dokumentierten Unfälle passierte beim Sport oder Spiel, besonders häufig im Zusammenhang mit einem Ball. Weitere klassische Sportunfälle wie Stürze, Ausrutschen, Umknicken oder Zusammenstöße prägen das Verletzungsgeschehen in dieser Altersgruppe. Basketball, Volleyball und Fußball sind dabei die häufigsten Sportarten mit Verletzungsrisiko. „Die Zahlen deuten auf ein riskanteres Freizeitverhalten der älteren Kinder hin“, so die Sicherheitsexpertin. Präventionsmaßnahmen sollten daher gezielt nach Altersgruppen differenziert ansetzen, mit besonderem Fokus auf die Mobilität und das Freizeitverhalten älterer Kinder.

„Österreich ist gefragt, alles dafür zu tun, dass Kinderunfälle hierzulande nicht zu unserem Alltag zählen.“

Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Fachbereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV

Kindersicherheit im europäischen Vergleich: Österreich nur im EU-Mittelfeld
Betrachtet man die Unfallquoten bei Kindern im Alter von 0 bis 14 Jahren, so zeigt auch der Vergleich mit anderen europäischen Ländern ein ernüchterndes Bild: Bei mehreren unfallbedingten Todesursachen im Kindesalter (wie etwa Ertrinken, Bränden, Vergiftungen oder Stürzen) liegt Österreich im Bereich des europäischen Durchschnitts. Besonders bei Stürzen schneidet die Alpenrepublik im Vergleich zu anderen EU-Ländern unterdurchschnittlich ab. Insgesamt besteht also Aufholbedarf im internationalen Vergleich. „Österreich ist gefragt, alles dafür zu tun, dass Kinderunfälle hierzulande nicht zu unserem Alltag zählen. Andere europäische Länder zeigen vor, dass es auch anders geht“, stellt Dr. Trauner-Karner fest. Die meisten Unfälle seien verhinderbar – durch einfache Präventionsmaßnahmen, Aufklärung und infrastrukturelle Anpassungen, so die Sicherheitsexpertin.

Mehr Tipps für Kindersicherheit erhalten Eltern und Erziehungsberechtigte in der kostenlosen KFV-„Hoppala App“. Egal ob zu Hause, im Verkehr oder bei Freizeitaktivitäten: In der „Hoppala App“ findet man – passend zum Alter der Kinder – alles rund um das Thema Sicherheit und das gestützt durch Studien und jahrelange Erfahrungen der Expert*innen aus dem KFV. Alle Informationen finden Sie unter https://hoppalaapp.at

Foto, Abdruck honorarfrei
Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV © KFV/APA Fotoservice/Juhasz

Presseaussendung.pdf

Infografik Kinderunfallbilanz 2024.pdf

[1] „Generation Alpha“ ist ein Ausdruck für ab 2010 geborene Kinder und Jugendliche.

[2] KFV-Medienmonitoring, Stand 07.07.2025

[3] KFV-Medienmonitoring 2024