Schmerzmittel im Sport – unterschätzte Risiken im Breitensport

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Doping im Spitzensport sorgt regelmäßig für Schlagzeilen, doch auch im Breitensport ist der Einsatz von Medikamenten keine Seltenheit. Besonders häufig greifen Hobbysportler*innen zu Schmerzmitteln, um trotz Beschwerden weitertrainieren zu können. Eine aktuelle, repräsentative KFV-Studie unter sportlich aktiven Personen in Österreich zeigt: 39 Prozent der Befragten haben bereits Schmerzmittel im Zusammenhang mit Sport eingenommen, knapp ein Drittel davon sogar regelmäßig vor der sportlichen Aktivität. Am häufigsten werden Ibuprofen (54 Prozent), Paracetamol (32 Prozent) und lokal anwendbare Präparate wie Schmerzgele (26 Prozent) verwendet. Frauen greifen mit 41 Prozent etwas häufiger zu Schmerzmitteln als Männer (39 Prozent). Die Motive reichen von akuter Schmerzlinderung (35 Prozent) über vorbeugende Einnahme (12 Prozent) bis hin zur schnelleren Erholung (6 Prozent).

Problematisch ist nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die weitverbreiteten Irrtümer. So sind 21 Prozent der Meinung, dass Schmerzmittel das Verletzungs- oder Unfallrisiko senken – unter Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren glaubt das sogar fast jede*r Zweite (43 Prozent). Tatsächlich berichteten 23 Prozent derjenigen, die Schmerzmittel beim Sport einnahmen, von Verletzungen während oder nach der Einnahme. Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder eine verringerte Reaktionsfähigkeit sind nicht zu unterschätzen. Schmerzmittel sind wichtige Medikamente, die ihren Platz in der medizinischen Versorgung haben, problematisch wird es jedoch, wenn sie ohne ärztliche Beratung oder ohne medizinische Notwendigkeit eingenommen werden.

Die Studie zeigt zudem deutliche Unterschiede nach Altersgruppen und Sportarten. Besonders hoch ist der Konsum bei den 30- bis 39-Jährigen, von denen fast die Hälfte Schmerzmittel vor, während oder nach dem Sport verwendet, gefolgt von den 40- bis 49-Jährigen (41 Prozent). Auch Jugendliche greifen bereits zu schmerzlindernden Substanzen – ein Drittel der 14- bis 19-Jährigen gab dies an. Mannschaftssportarten weisen mit 58 Prozent die höchste Quote auf, gefolgt von Kampfsport (48 Prozent), Wassersport (46 Prozent) und Wintersport (45 Prozent).

Positiv ist, dass 98 Prozent der Befragten ihre Schmerzmittel aus vertrauenswürdigen Quellen wie Apotheken beziehen. Gleichzeitig holt jedoch fast die Hälfte (44 Prozent) keine ärztliche Beratung ein – dadurch bleiben Dosierungsfragen, Risiken und Alternativen oft ungeklärt. Der Fachbereich Sport- und Freizeitsicherheit im KFV warnt daher vor einer unreflektierten Selbstmedikation: Schmerz ist ein wichtiges Warnsignal des Körpers und sollte nicht einfach unterdrückt werden. Wer regelmäßig Beschwerden hat, sollte ärztliche Abklärung und Beratung in Anspruch nehmen.

Um das Bewusstsein für die Risiken zu schärfen, sind Aufklärungskampagnen in Schulen, Fitnessstudios und Sportvereinen notwendig. Auch digitale Tools wie die NADA-MedApp, die schnell Auskunft über die Zulässigkeit von Medikamenten im Sport gibt, oder die Embryotox-App für Schwangere können unterstützend wirken. Darüber hinaus sollten gesunde Regenerationsmethoden wie ausreichend Schlaf, angepasste Trainingspläne oder physiotherapeutische Maßnahmen verstärkt in den Fokus rücken.

Die aktuelle KFV-Studie zeigt deutlich, dass Schmerzmittel im Sport kein harmloses Hilfsmittel sind, sondern bei falscher oder häufiger Anwendung die Gesundheit ernsthaft gefährden können. Ein verantwortungsvoller Umgang und gezielte Prävention sind daher entscheidend, um sicherzustellen, dass Sport seine wichtigste Funktion behält – nämlich Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern.

Studienzusammenfassung: Schmerzmittel im Sport 2024.pdf