Unfallgefahren im Sommer: KFV erwartet 70.000 Verletzte bei Sport- und Freizeitaktivitäten

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Mit der warmen Jahreszeit erwachen viele Österreicher*innen aus dem Winterschlaf und widmen sich ihren langersehnten Sommerhobbies: Wandern, Radfahren, Schwimmen und Grillen. Nicht zu unterschätzen ist jedoch das Gefahrenpotenzial dieser beliebten Sommeraktivitäten. Das KFV rechnet mit rund 70.000 Unfällen für die Sommermonate Juni, Juli und Augst. Rund die Hälfe der Unfälle sind dem Sporteln zuzuschreiben. Das Umsetzen einfacher Sicherheitstipps sorgt dafür, dass das Freizeitvergnügen nicht mit einem Krankenhausbesuch endet.

In den Sommermonaten Juni, Juli und August verletzten sich jährlich rund 68.000 Personen bei Sport- und Freizeitaktivitäten so schwer, dass sie im Spital behandelt werden müssen (KFV, IDB 2012-2021). Nach den pandemiebedingten Einschränkungen der vergangenen Monate ist davon auszugehen, dass viele Verpasstes aufholen wollen und ihre Freizeithobbies nun intensivieren. Somit könnten die Freizeitunfälle diesen Sommer die 70.000er-Marke erreichen. Sportunfälle machen rund die Hälfe davon aus, allen voran Fußball, Wandern und Mountainbiken.

Fußball klare Nummer 1 bei Verletzungen im Sommer
Dynamische Richtungswechsel und intensive Zweikämpfe sind für den populären Sport charakteristisch, führen aber unweigerlich zu vielen Verletzungen. Mehr als 11.000 verletzte Fußballer*innen werden für die kommenden Monate erwartet. Das sind laut dem KFV knapp ein Drittel aller Sportverletzten im Sommer. Fußball führt damit das Ranking der Sportverletzungen klar an. Um sicher in die Fußballsaison zu starten, ist eine gute Vorbereitung durch Kraft-, Ausdauer und Koordinationstraining besonders wichtig. Fußballspezifisches Aufwärmen und eine ausreichende Regeneration nach jeder Trainingseinheit reduzieren das Verletzungsrisiko deutlich. Fairplay trägt nicht nur zur Sicherheit bei, sondern steigert auch den Spaßfaktor beim Fußballspielen.

Achtung vor winterlichen Überraschungen beim Wandern im Frühsommer
Auch wenn sich in den Niederungen langsam die warmen Temperaturen breit machen, beim Bergwandern gilt es sich dennoch vor winterlichen Gefahren in Acht zu nehmen. Vergangenes Jahr verletzten sich beim Wandern im Sommer rund 6.000 Personen spitalsreif (KFV, IDB 2021). Eine typische Gefahr stellen Altschneefelder dar. Diese halten sich bis weit in die warme Jahreszeit an nordseitigen Hängen und werden von den Wandernden häufig unterschätzt. Rutscht man aus, hat man kaum eine Chance sich zu fangen und muss mit schweren Verletzungen rechnen. Daher gilt: Schneefelder mit festen Wanderschuhen und wenn nötig (z. B. bei Eis) mit Grödel oder leichten Steigeisen queren – Letztere gehören beim Bergwandern im Frühsommer immer in den Rucksack. Zudem sollte man warme Kleidung dabeihaben, denn auch im Sommer kann es im Gebirge plötzlich zu Wintereinbrüchen kommen.

Steinschlaggefahr nimmt mit Wärme zu
Durch Schmelzprozesse aufgelockertes Gestein stellt eine schwer berechenbare Gefahr im Bergsport dar. Die Gefahr nimmt im Tagesverlauf zu und mit den kühleren abendlichen Temperaturen wieder ab. Ob Wandern, Klettern oder Mountainbiken, eine gute Tourenplanung unter Berücksichtigung der aktuellen Steinschlaggefahr gehört zu den wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen. Ggf. muss die Routenführung angepasst oder die Tour abgebrochen werden. Begibt man sich in eine Steinschlagzone, sollte diese schnellstmöglich wieder verlassen werden. Ein Verweilen wird dringen abgeraten. Wer dennoch in einen Steinschlag gerät und nicht mehr ausweichen kann, sollte seinen Kopf mit dem Rucksack so gut es geht schützen und sich ganz nah an die Felswand stellen.

(E-)Mountainbike-Boom fordert viele Verletzungen
Das Verletzungspendant zum Skifahren im Winter ist das Mountainbiken im Sommer. Immer mehr Skigebiete setzen auf die Sportart und bieten ihren Gästen neue Bike-Anlagen für die Sommersaison an. Auch die Verbesserung des E-Antriebs für Mountainbikes fördert den Boom. Mit über 3.000 Verletzten wird sich Mountainbiken wieder unter den Top 3 im Verletzungsranking der Sommersportarten einreihen. Fahrfehler und Fehleinschätzungen gehören zu den häufigsten Unfallursachen. Dem hohen Tempo beim Mountainbiken geschuldet, kommt es dabei häufig zu schweren Verletzungen. So liegt der Anteil an stationär behandelten Personen bei 35 Prozent (KFV, IDB 2017-2021). Umso wichtiger ist es, die Fahrtechnik zu verbessern, eine angepasste Geschwindigkeit zu wählen und passende Schutzausrüstung zu tragen.

Hochsaison für Schwimmunfälle
Die Sommerhitze treibt viele in die Bäder und Seen. Damit steigt auch das Risiko für Ertrinkungsunfälle. Aufgrund des pandemiebedingten Ausfalles des Schulschwimmunterrichts sind viele Kinder nicht ausreichend für den Wasserspaß vorbereitet und besonders gefährdet. Jährlich ertrinken in Österreich zwischen 22 bis 47 Personen, darunter bis zu fünf Kinder unter 15 Jahren (Statistik Austria, Todesursachenstatistik 2011-2020). Das KFV ortet hier aufholbedarf und rät zu besonderer Vorsicht beim Wasserspaß.

Mit dem Grillen startet auch die Saison für Brandverletzungen
Grillgeruch bewirkt bei vielen ein Sommergefühl. Doch glühende Kohle, heißer Grillrost und Brandbeschleuniger können schnell gefährlich werden und führen jährlich zu zahlreichen Brandwunden. Mit einfachen Maßnahmen könnten diese jedoch vermieden werden. Die wichtigsten: Den Grill stabil, windgeschützt und mit genügend Abstand zu brennbaren Gegenständen aufstellen, keine flüssigen Brandbeschleuniger (z. B. Benzin) benützen und Kinder gut beaufsichtigen.

Sommerhitze: Prüfung für den Kreislauf
Die immer heißer werdenden Sommer stellen unser Kreislaufsystem vor eine Belastungsprobe. Bei langer und großer Hitze sinkt der Blutdruck und man verliert Flüssigkeit und Salze. Das kann zu Hitze-Erschöpfung oder Hitzschlag führen, in besonders schweren Fällen sogar zum Tod. In den Hitzesommern 2017, 2018 und 2019 sind in Österreich insgesamt 1.123 Personen durch Überhitzung gestorben (AGES, 2022). Bei anstrengenden Freizeitbetätigungen und Sport ist es besonders wichtig ausreichend zu trinken, die pralle Sonne zu meiden und luftige Kleidung und Sonnenschutz zu tragen. Wenn möglich sollte man sportliche und anstrengende Aktivitäten in die Morgen- und Abendstunden verlegen, wenn die Temperaturen etwas geringer sind.

KFV-Tipps für einen unfallfreien Sommer

  • Fit für Fußball: Gute Vorbereitung durch spezifisches Kraft- und Koordinationstraining.
  • In den Bergen:
    • Halt auf Schneefeldern: Im Frühsommer gehören beim Bergwandern Schneeketten bzw. Grödel in jeden Rucksack.
    • Achtung Steinschlag: bekannte Steinschlagzonen umgehen, früh starten, beim Klettern und am Klettersteig Helm tragen.
  • Schutzausrüstung hilft: Bei Temposport wie Mountainbiken Helm, Knie- und Ellbogenschützer verwenden. Ein Rückenprotektor bietet zusätzlichen Schutz.
  • Kursangebote diverser Vereine und Sportorganisationen nutzen, um Technik und Wissen zu verbessern.
  • Volle Aufmerksamkeit auf Kinder in Wassernähe, Absicherungen von Wasserstellen vornehmen.
  • Bei Hitze Sonnenschutz und luftige Kleidung verwenden sowie ausreichend trinken. Anstrengende Tätigkeiten vermeiden.
  • Beim Grillen auf flüssige Brandbeschleuniger verzichten.