Wie kann das Radfahren auf Freilandstraßen sicherer werden? Das neue Forschungsprojekt MZSFreiland geht dieser Frage nach. Im Auftrag des Bundesministeriums für Innovation, Mobilität und Infrastruktur wird untersucht, inwiefern sogenannte Mehrzweckstreifen mit schmaler Kernfahrbahn als Sonderlösung die Sicherheit für Radfahrende auf Landstraßen erhöhen und Lücken im Radwegenetz schließen können.
Pilotversuche in drei Bundesländern
Im Burgenland, in Kärnten und in Vorarlberg starten derzeit erste Pilotuntersuchungen zum Einsatz von Mehrzweckstreifen mit schmaler Kernfahrbahn auf Freilandstraßen. Begleitet werden sie von modernster Sensorik und sozialwissenschaftlichen Erhebungen. Ziel ist es, wissenschaftlich fundierte Grundlagen für künftige Verkehrsplanungen zu schaffen.
Auch dort, wo die örtlichen Gegebenheiten keine baulich getrennten Radwege ermöglichen, sollen künftig Lücken im Radwegenetz auf Freilandstraßen geschlossen werden können. Die Sonderlösung „Mehrzweckstreifen mit schmaler Kernfahrbahn“ im Freiland wird nun wissenschaftlich geprüft.
Was sind Mehrzweckstreifen mit schmaler Kernfahrbahn?
Mehrzweckstreifen sind speziell markierte Teile der Fahrbahn, die in erster Linie für den Radverkehr vorgesehen sind, aber unter bestimmten Bedingungen auch von anderen Fahrzeugen genutzt werden dürfen. In Österreich ist der Einsatz von Mehrzweckstreifen mit einer schmalen Kernfahrbahn (< 4,5 Meter) bisher nur bis zu einer höchstzulässigen Geschwindigkeit von 30 km/h innerorts vorgesehen und auf Freilandstraßen derzeit nicht möglich. Das Projekt MZSFreiland prüft nun erstmals die Einsatzmöglichkeiten auf Freilandstraßen und untersucht die Sicherheitswirkungen, Akzeptanz und praktische Umsetzbarkeit.
Drei Teststrecken in Burgenland, Kärnten und Vorarlberg
- Burgenland: Auf der P456 Weppersdorfer Straße zwischen Weppersdorf und Lackenbach wird eine 1,1 km lange Lücke im Radnetz geschlossen. Es entsteht ein beidseitiger Mehrzweckstreifen mit einer Breite von jeweils 1,80 Metern und einer schmalen Kernfahrbahn mit drei Metern Breite. Zu Beginn und am Ende der Strecke weisen rote Bodenmarkierungen sowie Infotafeln auf die geänderte Infrastruktur hin.


- Kärnten: Auf der L96 Wörthersee Südufer Straße wurde rund 1 km zwischen Auen und Oberdellach für den Radverkehr adaptiert. Es wurden beidseitige Mehrzweckstreifen mit einer Breite von je 1,50 Metern markiert, während die Kernfahrbahn rund drei Meter breit bleibt.




- Vorarlberg: Auf der L50 Montfortstraße zwischen Götzis und St. Arbogast wird ein bergaufführender Abschnitt untersucht. Weitere Details zur Teststrecke in Vorarlberg befinden sich noch in Abstimmung.
Die Umsetzung der Pilotstrecken in den einzelnen Bundesländern erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 5 – Baudirektion und der Mobilitätszentrale Burgenland, dem Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 7 – Wirtschaft, Tourismus und Mobilität und dem Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Straßenbau (VIIb).
Wissenschaftliche Begleitung: Sensorik und Sozialforschung im Einsatz
Auf den Teststrecken werden modernste Messverfahren eingesetzt: Mit dem Forschungsfahrrad Holoscene Bike, ausgestattet mit LiDAR- und Videosensorik, dokumentiert Salzburg Research präzise Überholvorgänge zwischen Kfz und Radfahrenden. Ergänzend dazu erfassen Open Bike Sensoren zusätzliche Überholvorgänge und Seitenradare die Verkehrsstärken, Geschwindigkeiten und Fahrzeugtypen.
Parallel dazu setzt das KFV auch sozialwissenschaftliche Methoden ein: Proband*innen befahren die Teststrecken und bewerten ihr Sicherheitsgefühl und ihre Erfahrungen. Zusätzlich werden Umfragen in den jeweiligen Regionen durchgeführt:
- Online-Befragung Kärnten und Burgenland ab 23.10.2025 verfügbar: http://r.kfv.at/befragung-rad-mehrzweckstreifen
Die Testphase dauert jeweils bis August 2026. Die Ergebnisse werden nach Projektende im Herbst 2026 veröffentlicht.
Das Projekt MZSFreiland wird im Rahmen des Programms Zero Emission Mobility plus 2024 aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert. Es vereint Expert*innen aus Technik, Verkehrsplanung und Sozialforschung:
Beteiligt sind zudem die Landesregierungen des Burgenlands, Kärntens und Vorarlbergs sowie lokale Mobilitätsstellen. |
Link zur Projektvorstellung unter geförderte Projekte:
https://www.kfv.at/mzsfreiland-optimierung-der-radinfrastruktur/
Link zur Online-Befragung (ab 23.10.2025 verfügbar):
http://r.kfv.at/befragung-rad-mehrzweckstreifen (Kärnten und Burgenland)