KFV Experiment: Essigsäure vs. Bauklotz: 4 von 10 Kindern entscheiden sich im Anlassfall für giftige oder gefährliche Produkte im Haushalt

KFV Experiment: Essigsäure vs. Bauklotz: 4 von 10 Kindern entscheiden sich im Anlassfall für giftige oder gefährliche Produkte im Haushalt

Es ist der Alptraum aller Eltern: Das eigene Kind muss wegen einer Vergiftung durch Haushaltschemikalien, Medikamente oder gar Knopfbatterien ins Krankenhaus. Aber passieren derartige Unfälle wirklich so einfach? Wie entscheidet sich ein Kind, wenn es vor die Wahl gestellt wird: Spielzeug oder Gefahrenprodukt? Ein KFV-Experiment untersucht nun, wie sich Kinder im Alter zwischen 1 und 3 Jahren im Umgang mit potenziell giftigen Substanzen verhalten und wie attraktiv diese sind. Das Ergebnis ist beunruhigend: In knapp 4 von 10 Fällen wählten Kleinkinder das potenziell gefährliche Produkt!

Tausende Kinder kommen pro Jahr in Österreich unabsichtlich in Kontakt mit potentiell giftigen Substanzen. „Vor allem bei Kleinkindern sind Haushaltschemikalien, Knopfbatterien, Medikamente oder Waschmittelpads immer wieder Auslöser für schwere Vergiftungen und Unfällen im Haushalt. Rund 800 Kinder unter 15 Jahre müssen jährlich nach einem Vergiftungsunfall stationär im Krankenhaus behandelt werden – 43 Prozent davon sind Kleinkinder unter 5 Jahren“, so Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Forschungsbereich Sport- und Freizeitsicherheit im KFV. „Es gibt viele Bemühungen Produkte kindersicherer zu gestalten, aber wie sieht die aktuelle Situation in der Praxis aus?“.

Portioniertes Flüssigwaschmittel, Knopfbatterien und WC-Steine besonders attraktiv
Um zu testen, wie interessant potenziell gefährliche Produkte für Kleinkinder tatsächlich sind, hat das KFV eine videogestützte Verhaltensbeobachtung durchgeführt. Dabei wurden 26 Kleinkindern jeweils zehn verschiedene Kombinationen von Spielzeugen und Gefäßen üblicher Haushaltschemikalien, Medikamenten-Dummies und Knopfbatterien vorgelegt. Im Rahmen des Experiments wurde beobachtet, für welchen Gegenstand sich die Kleinkinder entscheiden – für das Spielzeug oder das potenziell gefährliche Produkt.

Das Ergebnis der videogestützten Verhaltensbeobachtung zeigt, dass sich die Kinder in mehr als einem Drittel (36 Prozent) der Auswahlaktionen für das potenziell gefährliche Produkt entschieden: 88 Prozent wählten die portionierten Kapseln mit Flüssigwaschmittel („Waschmittel­Pods/Caps“), 73 Prozent WC­Steine, und in 65 Prozent der Fälle waren die Knopfbatterien interessanter als das jeweilig gleichzeitig präsentierte Spielzeug. Die äußerst starke Attraktivität der Waschmittel­Pods/ Caps begründete ein Kind z.B. mit der Ähnlichkeit zu „Gummibärlis“. In fast der Hälfte der Fälle (46 Prozent) wählten die Kinder die Medikamente, in rund einem Viertel (24 Prozent) die Essigessenz. 22 Prozent entschieden sich für den Nagellackentferner, 19 Prozent für den Rohrreiniger und 16 Prozent für den Fleckenentferner.

Potenziell gefährliche Produkte immer außer Reichweite von Kindern aufbewahren!
„In unserem Experiment griffen etliche Kinder konkret zum potentiell gefährlichen Produkt. Tatsächlich konnte aber auch bei den Kindern, die sich für ein normales Spielzeug entschieden oftmals ein sehr langes Anvisieren der Gefahrenprodukte gemessen werden. Wir gehen daher davon aus, dass etliche Kinder eigentlich das Gefahrenprodukt als attraktiver empfanden, aber die Versuchsumgebung und die Anwesenheit der Eltern eine andere Entscheidung hervorrief. Das Risiko ist in der Realität also als noch höher einzustufen, als unser Experiment zeigt“, so Trauner-Karner. „Bewahren sie also giftige und ätzende Substanzen, Medikamente und Knopfbatterien immer außer Reichweite von Kindern auf, auch wenn Sie nur kurz den Raum verlassen!“

TIPPS gegen Vergiftungsunfälle:

  • Giftige und ätzende Substanzen, Medikamente und Knopfbatterien stets außer Reichweite von Kindern aufbewahren, auch wenn Sie nur kurz den Raum verlassen!
  • Auf kindersichere Verschlüsse achten, aber nicht darauf verlassen. Mit genügend Zeit bekommen Kinder in der Regel fast alles auf.
  • Medikamente möglichst nicht vor den Augen der Kinder einnehmen und niemals als Zuckerl oder Limonade bezeichnen.
  • Knopfbatterien / Batterien können im menschlichen Körper schwerste Verletzungen verursachen und sind daher kindersicher zu verwahren.
  • Achten Sie bereits beim Kauf von batteriebetriebenen Spielwarendarauf, dass das Batteriefach für Kinder nicht zu öffnen
  • Vermeiden Sie die Aufbewahrung von Essigessenz im Haushalt nach Möglichkeit komplett.

Ein anschauliches Video zur Verhaltensbeobachtung des KFV steht unter https://youtu.be/icIc_yzYeyM zur Verfügung.

Studienzusammenfassung pdf

Rückfragehinweis:
Pressestelle KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit)
Tel.: 05-77077-1919 I E-Mail: pr@kfv.at I www.kfv.at

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