KFV/ Vergiftungsinformationszentrale: Aktuelle Vergiftungsrisiken – Was tun?

231

Verstärkte Hygienemaßnahmen sind ein wesentlicher Bestandteil der Prävention von Coronavirus-Infektionen. Dazu gehört neben gründlichem Händewaschen auch der vermehrte Gebrauch von Desinfektionsmitteln. Das KFV rät zu achtsamen Umgang und sorgsamer Verwahrung – denn was uns schützen soll, kann vor allem für Kleinkinder zur möglichen Gefahrenquelle werden.

Wien, 13. November 2020. War das Thema Desinfektion vor Beginn der COVID-19 Krise vor allem für Gesundheitseinrichtungen und Krankenhäusern ein Thema, ist es inzwischen omnipräsent. Chemische Mittel zur Desinfektion haben auch in privaten Haushalten Einzug gehalten. Oft liegen sie in Form von Handdesinfektionsmitteln in Handtasche, Auto, Badezimmer oder Kinderwagen griffbereit – und sind damit auch für Kinder leicht zugänglich.

Zunahme an Anrufen in der Vergiftungsinformationszentrale
Eine deutlich gestiegene Zahl von Anfragen zum Thema ging im aktuellen Jahr in der Vergiftungsinformationszentrale ein. Von Jänner bis August 2020 wurden rund 285 Anfragen zu Hand- und Flächendesinfektionsmitteln registriert – ein mehr als 4 Mal höherer Wert als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (Vergleichszeitraum 2019: 68 Anrufe). In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle erfolgte der Kontakt mit der Substanz unbeabsichtigt (93 Prozent) und im privaten Wohnbereich (80 Prozent). 48 Prozent der Betroffenen waren Kinder. „Mit Desinfektionsmitteln hat in vielen Haushalten nicht nur eine neue Substanz Einzug gehalten, die Menschen und vor allem die Kinder haben auch mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht. In Kombination mit kindlicher Neugier kann es hier schnell zu gefährlichen Situationen kommen“, so Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV. „Zu den gefährlichen Produkten für Kinder zählen im Haushalt frei zugängliche Medikamente und ätzende Reinigungsmittel, wie z.B. manche Backofenreiniger. Aber auch Desinfektionsmittel gehören natürlich kindersicher aufbewahrt.“, betont DDr. Dieter Genser, Leiter der Vergiftungsinformationszentrale. Laut Spitalsentlassungsstatistik müssen jährlich in Österreich rund 800 Kinder unter 15 Jahren nach einem Vergiftungsunfall stationär im Krankenhaus behandelt werden. 46 Prozent davon sind Kleinkinder unter 5 Jahren.

Appell an Haushalte mit Kindern
Das KFV und die Vergiftungsinformationszentrale appellieren an alle Haushalte, Desinfektionsmittel ebenso wie Medikamente, Reinigungs- oder Waschmittel außerhalb der Sicht- und Reichweite von Kindern aufzubewahren. Diese Vorsichtsmaßnahmen sollten auch in anderen Haushalten überprüft werden, in denen sich das Kind aufhält – beispielswiese bei den Großeltern oder bei der Tagesmutter. Sollte ein Kind trotz aller Vorsichtmaßnahmen etwas potenziell Giftiges verschluckt haben, Ruhe bewahren und schnellstmöglich die Vergiftungsinformationszentrale (+43 1 406 43 43) oder die Rettung (Notruf 144) kontaktieren, um die Gefährdung abzuschätzen.