Frauen holen bei Drogen- und Alkoholvergehen im Straßenverkehr auf

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Wie eine aktuelle Dunkelfeld-Studie der Präventionsinstitution KFV zeigt, haben im Jahr 2025 hochgerechnet 571.000 Personen angegeben, in den letzten 12 Monaten einen Pkw- unter Alkoholeinfluss gelenkt zu haben. Die Anzahl der Drogenlenkenden ist seit der letzten Erhebung vor zwei Jahren sogar um sechs Prozent auf 265.000 gestiegen. Gerade Frauen holen im Risiko-Bereich Beeinträchtigung im Straßenverkehr auf, dennoch sind es vor allem Männer, die die Statistik weiter anführen. Trotz des großen Einsatzes der Polizei, ist es vor allem im Drogenbereich in Österreich noch nicht gelungen, eine nachhaltige Trendwende herbeizuführen.  

Wien, 05. Juni 2025. Am 1. Juli 2025 gibt es ein rundes Jubiläum: An diesem Tag jährt sich die Einführung der Alkoholvortestgeräte in Österreich zum zwanzigsten Mal (s. Foto im Anhang). Trotz der dadurch ermöglichten raschen Vortests ist Alkohol im Straßenverkehr auch im Jahr 2025 noch eine große Herausforderung, wie eine aktuelle Dunkelfeldstudie vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) zeigt. Laut der im Jänner 2025 durchgeführten Befragung haben in den letzten zwölf Monaten hochgerechnet rund 571.000 Personen in Österreich unter Alkoholeinfluss einen Pkw gelenkt. Konkret waren sich die Befragten nicht sicher, ob sie noch unter 0,5 Promille hatten. Im Vergleich zur KFV-Studie im Jahr 2023 (654.000) ist das zwar ein Rückgang um 13 Prozent, die Anzahl der Drogenlenkenden ist aber von 250.000 auf 265.000 gestiegen (+6%). Zum Vergleich: Angezeigt wurden 2024 wegen Alkohol am Steuer 28.867 Personen und wegen Fahrens unter Drogeneinfluss 8.227 Personen.

„Je einfacher und effektiver eine Kontrolle durchgeführt werden kann, desto mehr wird in der Regel auch kontrolliert. Damit auch bei Drogen mehr Kontrollen mit geringem Personalaufwand durchgeführt werden können, fordern wir den verstärkten Einsatz von hochwertigen Speichelvortestgeräten“

Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV © KFV / APA-Fotoservice / Schedl

Beweissichere Drogenkontrollen sind aufwändiger als Alkoholkontrollen 
Sehr spannend ist auch, dass es 51 Prozent der Befragten für „sehr“ oder „eher wahrscheinlich“ halten, bei einer normalen Fahrt mit ihrem Kfz in eine Geschwindigkeitskontrolle zu geraten. Mit einer Alkoholkontrolle rechnen hingegen nur 36 Prozent und mit einer Drogenkontrolle gar nur 20 Prozent. Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) dazu: „Je einfacher und effektiver eine Kontrolle durchgeführt werden kann, desto mehr wird in der Regel auch kontrolliert. Damit auch bei Drogen mehr Kontrollen mit geringem Personalaufwand durchgeführt werden können, fordern wir den verstärkten Einsatz von hochwertigen Speichelvortestgeräten. Falls sich aufgrund dieser Vortests der Verdacht auf Drogenkonsum erhärten sollte, sollten Speichelproben abgenommen werden, die im Labor auszuwerten sind und als beweissichere Grundlage für allfällige Sanktionen dienen.“

So sahen Alkohol-Vortestgeräte früher aus © Technisches Museum Wien
So sehen Alkohol-Vortestgeräte heute aus © KFV/Haider

 

 

 

 

 

 

Die gesetzliche Lage sieht derzeit in Österreich noch anders aus. Seit dem Einsatz von Speichelvortestgeräten in Österreich im Jahr 2017 haben sich zwar die Vortests fast vervierfacht, aber das beweissichernde Prozedere ist bei Drogen derzeit noch aufwändiger und zeitintensiver als bei Alkohol. Erhärtet ein Alkoholvortestgerät den Verdacht auf Alkoholisierung, wird mittels geeichtem und beweissicherem „Alkomaten“ eine Atemluftuntersuchung durchgeführt. Im Drogenbereich ist die Grundlage für die Strafbarkeit im Straßenverkehr hingegen nicht der bloße Konsum von Drogen, sondern die tatsächliche Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit, die mittels ärztlichem Gutachten festgestellt werden muss. Wobei es vor allem am Wochenende, mitten in der Nacht und am Land oft sehr schwierig und zeitaufwändig für die Exekutive ist, eine Ärztin oder einen Arzt hinzuzuziehen. In fast allen EU-Ländern wie etwa Deutschland, Frankreich oder Italien und auch in der Schweiz entscheidet hingegen bei Drogen das Überschreiten bestimmter Grenzwerte über die Strafbarkeit.

Bedenklicher Anstieg bei den Frauen, aber nach wie vor ein Männerproblem   
Deutliche Unterschiede gibt es auch beim Konsumverhalten zwischen den Geschlechtern in Österreich, wie Dipl.-Ing. Robatsch erläutert: „Das Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss ist zwar weiterhin überwiegend ein Männerproblem. Frauen haben aber leider in beiden Bereichen deutlich aufgeholt.“ Die Anzahl der Frauen, die in den vergangenen zwölf Monaten unter Drogeneinfluss ein Kfz gelenkt haben, ist im Vergleich zur Studie vor zwei Jahren um zehn Prozent gestiegen, während bei den Männern der Anstieg um vier Prozent moderater ausfällt. Noch deutlicher ist der Unterschied beim Alkohol: Hier gibt es bei den Fahrerinnen unter Alkoholeinfluss ein Plus von 23 Prozent, während es bei den Männern einen Rückgang um 22 Prozent gibt.

Traurige Entwicklung bei den Drogentoten      

Abzulesen war die traurige Entwicklung beim Fahren unter Drogeneinfluss zuletzt auch bei der Veröffentlichung der Unfallzahlen durch die Statistik Austria. Im Jahr 2024 sind bei Drogenunfällen im Straßenverkehr zwölf Menschen ums Leben gekommen und damit doppelt so viele wie ein Jahr davor. Insgesamt haben sich im Vorjahr 176 Drogenunfälle mit Personenschäden (Getötete und Verletzte) im Straßenverkehr ereignet (+16%).

Zur KFV-Studie
Umfrage im Jänner 2025, Stichprobe 1.000 PKW-Lenker*innen (17-65 Jahren), Grundgesamtheit 4.499.000 PKW-Lenker*innen (17-65 Jahren);

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