Mehr Power für die Mopedausbildung mit neuer Praxisprüfung!

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Wissen ist Macht, Können ebenso: Die Praxisprüfung zum Erwerb der Moped-Fahrlizenz braucht dringend gesetzliche Vorgaben. Eine KFV-Studie zeigt: Das Fahrkönnen von Moped-Kandidaten gehört intensiver trainiert und getestet.

Junge MopedlenkerInnen leben gefährlich: Der Start in die neue, motorisierte Mobilität ist für Teenager oft mit hohem Risiko verbunden. 93 % der AM-Lenkberechtigung werden von Jugendlichen im Alter von 15 Jahren erworben. Die persönliche Verkehrsreife ist in diesem Alter aber oft noch im Entwicklungsstadium, Leichtsinn und Lebenslust überholen dann mit Vollgas Vorsicht und Vernunft. Was kostet die Welt? Leider viel zu oft Menschenleben: Die Unfallzahlen der letzten Jahrzehnte zeigen die fatalen Folgen der Herabsetzung des AM-Mindestalters von 16 auf 15 Jahre. Allein im Jahr 2019 wurden 3.752 junge Menschen bei Mopedunfällen auf Österreichs Straßen verletzt, 10 davon tödlich. Der Großteil der Verunglückten ist jünger als 18 Jahre.

2019: Theorieprüfung reloaded
Um diesem traurigen Trend wirksam entgegenzusteuern, braucht die Moped-Ausbildung eine umfassende Modernisierung. So wurde die Theorieprüfung zum Erwerb der Moped-Fahrlizenz in Österreich bereits 2019 runderneuert: 300 neue Fragen, Umstellung auf Computerprüfung, rollierende Antworten. Weniger Fahrzeugtechnik, mehr Gefahrenwahrnehmung. Weniger Regeln, mehr Verhalten.

Doch nicht nur das theoretische Know-how, auch das praktische Können der Moped-Neulinge gehört nach Ansicht der KFV-ExpertInnen genauer unter die Lupe genommen. Derzeit müssen nämlich nur „ausreichende Fahrfertigkeiten“ bewiesen werden – ohne konkrete gesetzliche Vorgaben.

Ausbildung AM und A1 im Vergleich
Mopeds und 125-Kubik-Leichtmotorräder bewegen sich großteils im gleichen urbanen und suburbanen Verkehrsumfeld und dienen ähnlichen Fahrtzwecken. Auch das gefahrene Tempo ist ähnlich geartet.

Die Anforderungen an Moped- und 125er-LenkerInnen sind in der Realität also sehr ähnlich – die Prüfungsbedingungen auf dem Weg zur Fahrlizenz dagegen nicht. Im Vergleich zum Großteil anderen europäischer Staaten, gibt es in Österreich keine praktische Prüfung für den Erwerb der Lenkberechtigung AM.

Für den Erwerb der Lenkberechtigungsklasse AM (früher „Mopedausweis“) sind derzeit sechs Unterrichtseinheiten Theorie, sechs Einheiten Platzausbildung und zwei Einheiten Fahren im Verkehr vorgeschrieben, jeweils à 50 Minuten. Für die Lenkberechtigung der Klasse A1 – Motorräder mit 125 cm³ Hubraum, höchstens 11 kW Motorleistung und mindestens 10 kg Eigenmasse pro kW Motorleistung – sind dagegen 26 Einheiten Theorie und 14 Einheiten Praxis erforderlich, mindestens zehn Praxis-Lektionen sind im Straßenverkehr zu absolvieren.

KFV-Studie: 85 Mopedlenker auf dem Prüfstand
Eine KFV-Studie untersuchte den Einfluss des unterschiedlichen Ausbildungsumfangs von AM und A1 auf die Kompetenz der FahranfängerInnen: 85 MopedfahrerInnen im Alter von 15-19 Jahren absolvierten per Moped freiwillig eine klassische A1-Fahrprüfung, von professionellen Fahrprüfern abgenommen und mit amtlichem Prüfprotokoll dokumentiert. Darüber hinaus wurden die ProbandInnen zu ihren bisherigen Moped- und Fahrrad-Fahrgewohnheiten befragt. Die Studienresultate zeigen dringenden Handlungsbedarf.

Nicht bestanden: 58 % der Testpersonen fielen durch
Die jungen MopedfahrerInnen, die sich für die KFV-Studie einer A1-Prüfung unterzogen, zeigten großteils deutliche Mankos in Sachen Fahrsicherheit. Während im täglichen Echtbetrieb nur etwa 2,5 % der A1-KandidatInnen bei der Praxisprüfung durchfallen, scheiterten im Zuge der KFV-Untersuchung mehr als die Hälfte – ganze 58 % – der StudienprobandInnen an der freiwillig abgelegten A1-Praxisprüfung. Schwere Fehler unterliefen den jungen Testpersonen vor allem beim Queren und Abbiegen an Kreuzungen und Schutzwegen, in der Interaktion mit anderen Kraftfahrern, Radfahrern und Fußgängern. Die fatalsten Fehlerquellen: mangelhafte Blicktechnik und unzureichende Tempoanpassung.

Absolutes Muss: gesetzlich geregelte Praxisprüfung
Fazit der KFV-ExpertInnen: Der Start in die motorisierte Mobilität braucht dringend mehr Sicherheit und somit mehr Praxis – mit entsprechenden gesetzlichen Maßnahmen. Fahrausbildung und Praxisprüfung der Klasse AM müssen intensiviert und erweitert werden. Absolutes Muss zur Reduktion des Risikos: eine konkrete gesetzliche Regelung der praktischen Leistungsfeststellung ähnlich der A1-Prüfung!

Die gesamte Studie zum Download ist hier verfügbar:
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