121.700 Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren verletzten sich in Österreich bei Unfällen im Jahr 2024 so schwer, dass sie in einem Krankenhaus versorgt werden mussten. Wie das Unfallmonitoring des KFV zeigt, war der Herbst des vergangenen Jahres mit 31.500 verletzten Kindern die unfallreichste Jahreszeit dieser Altersklasse. Auch in diesem Jahr rechnet das KFV mit einer ähnlich hohen Zahl an Unfällen. Die häufigste Unfallart sind Stürze. Das KFV klärt über die häufigsten Unfallmuster auf, die von leichten bis lebensgefährlichen Folgen reichen.
Wien, 04. November 2025. Rund 31.500 Kinder verletzten sich im Herbst 2024 (September bis November) so schwer, dass sie eine medizinische Versorgung in einem Spital benötigt haben. 62 Prozent bzw. 19.600 davon waren Stürze. Man könnte meinen, im Herbst verschiebt sich das Unfallgeschehen in die eigenen vier Wände, doch tatsächlich liegt das Unfallgeschehen bei Kinderstürzen im Herbst in einem 50:50 Verhältnis von indoor zu outdoor.
Unfallgeschehen im Freien Zu den häufigsten Unfallorten für Sturzunfälle im Freien zählen Spielplätze und Gärten. Das zeigen auch die Unfallzahlen bei weiterer Betrachtung: Jeder achte Kindersturzunfall im Freien im Herbst ereignet sich auf einem Klettergerüst. „Nach Regen, Nebel oder Tau sind Holz- und Metalloberflächen oft besonders rutschig“, erklärt Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin der Abteilung Sport- und Freizeitsicherheit im KFV. Die meisten Unfälle beim Sturz von einem Klettergerüst ereigneten sich im Herbst 2024 auf öffentlichen Spielplätzen.
“Besonders wichtig ist es, die Kinder an rutschige Oberflächen zu gewöhnen und sie auch unterschiedliche Tritttechniken und Untergründe testen zu lassen. Achten Sie bei der Winterkleidung und Hauben aber immer auf Strangulierungsgefahren – auch Helme sollen auf Spielgeräten abgenommen werden.“ – Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin der Abteilung Sport- und Freizeitsicherheit im KFV
Unfallgeschehen im Wohnbereich Aber auch in den eigenen vier Wänden sind Kinder vor Sturzunfällen nicht geschützt. Im häuslichen Innenbereich rangiert das Wohnzimmer mit jedem zehnten Sturzunfall an erster Stelle, gefolgt von Unfällen im Schlaf- und Badezimmer. Demnach stürzen Kinder häufig von Stühlen, Betten und Sofas. Bei Kleinkindern stellt schon eine Fallhöhe ab 50 Zentimetern ein Risiko für eine schwerwiegende Verletzung, wie zum Beispiel einen Schädelbasisbruch, dar.
„Nicht zu unterschätzen sind Stürze, die besonders ganz kleine Kinder und Babys betreffen: etwa Stürze von einem Wickeltisch. 2024 wurden 300 solcher Unfälle verzeichnet, doch diese sind oft schwerwiegend und gehören tatsächlich zu den häufigsten und gefährlichsten häuslichen Unfällen bei Babys – vorrangig in den ersten Lebensmonaten“, warnt Dr.Trauner-Karner.
Ein Wickeltisch ist meist 80 bis 100 cm hoch. „Weiter kommt ein unkontrollierter Aufprall hinzu, denn Babys können den Sturz nicht abfangen oder sich schützen. Außerdem landen sie oft mit dem Kopf zuerst, denn der Kopf ist bei den Babys im Verhältnis zum Körper recht groß und schwer. Zum Vergleich: Bei Neugeborenen macht der Kopf etwa ein Viertel der gesamten Körperlänge aus, bei Erwachsenen nur etwa ein Achtel“, so Dr. Trauner-Karner. Besonders gefährdet sind Babys im Alter von 4 bis 9 Monaten, also in der Phase, in der sie beginnen, sich zu drehen oder hochzudrücken, aber Eltern das noch nicht erwarten.
Präventionstipps für drinnen und draußen: Im Freien:
Nach Regen, Nebel oder Frost Spielgeräte und Gartenmöbel auf Rutschgefahr prüfen.
Bei öffentlichen Spielplätzen auf intakte Bodenbeläge (Sand, Rindenmulch) achten, sie dämpfen Stürze ab.
Im Garten Klettergerüste regelmäßig auf lose Schrauben oder Moosbewuchs kontrollieren.
Strangulierungsgefahr durch Hauben und Helme beachten.
Im Haus:
Wickeltisch nie unbeaufsichtigt lassen, auch nicht „nur kurz“. Babys können ungefährlich am Boden auf der Wickeltischunterlage gewickelt werden.
Babys und Kleinkinder nie ungesichert auf Sofas oder in Elternbetten schlafen lassen.
Stühle, Sofas und Betten von Kleinkindern nicht als „Klettergerüst“ nutzen lassen.
Rutschfeste Unterlagen in Bad und Kinderzimmer anbringen.
Treppenschutzgitter verwenden und regelmäßig prüfen.
Andere Aufsichtspersonen über Gefahren informieren.
Eltern sollten wissen: Kinder unterschätzen Gefahren, aber auch Erwachsene schätzen Situationen oft falsch ein. Regelmäßiges Bewusstseinstraining hilft.
Schon kleine Anpassungen, z. B. Teppichstopper, Haltegriffe sowie gute Beleuchtung, können schwere Verletzungen verhindern.
Mehr Tipps für Kindersicherheit erhalten Eltern und Erziehungsberechtigte in der kostenlosen KFV-„Hoppala App“. Egal ob zu Hause, im Verkehr oder bei Freizeitaktivitäten: In der „Hoppala App“ findet man – passend zum Alter der Kinder – alles rund um das Thema Sicherheit und das gestützt durch Studien und jahrelange Erfahrungen der Expert*innen aus dem KFV. Alle Informationen finden Sie unter https://hoppalaapp.at