Blitzeinschläge können verheerende Beschädigungen an Gebäuden und elektrischen /elektronischen Anlagen (z.B. Energie oder Computersysteme) verursachen und stellen für den Menschen eine immer noch unbändigbare Naturgewalt dar. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz informierten Experten des österreichische Blitzortungssystem ALDIS und Sicherheitsforscher des KFV über Gefährdungspotentiale, Schäden und wichtige Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor Blitzeinschlägen.

Wien, 25. Mai 2018. Die Blitzsaison startete heuer ungewöhnlich früh und intensiv. Das österreichische Blitzortungssystem ALDIS registrierte in diesem Jahr bereits rund 20.000 Blitzeinschläge in Österreich. Doch die wirkliche Blitzhochsaison steht erst bevor: In den kommenden Monaten Juni, Juli und August erwarten Experten in Österreich rund 100.000 bis 150.000 Blitzeinschläge. „Jahr für Jahr kommt es in Österreich zu folgenschweren Schäden aufgrund von Blitzeinschlägen. Was wenige wissen: Österreich gehört mit Oberitalien und Slowenien zu den blitzgefährdetsten Regionen in Europa“, erklärt Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit).

Dr. Othmar Thann, Direktor KFV und Dr. Gerhard Diendorfer, Leiter des Österreichischen Blitzortungssystems ALDIS. @KFV/APA-Fotoservice/Hörmandinge

Blitzhotspot Österreich

Dass die Gefahr, die von Blitzeinschlägen ausgeht, gerne unterschätzt wird, zeigen Erhebungen des KFV in Österreich:  Nur 3 Prozent der Befragten assoziieren mit Blitz bzw. Blitzeinschlägen ein persönliches oder materielles Gefährdungspotential. „Blitze werden generell nicht mit solchen Extremwetterereignissen in Verbindung gebracht, vor welchen man sich aktiv schützen muss. Ein Trugschluss wie man z.B. am Brandrisiko durch Blitzen ablesen kann“, erklärt Thann.

Blitze im Jahr 2016 Brandauslöser Nr. 1 in Österreich

So gab es im Jahr 2016 eine bemerkenswerte Entwicklung in Bezug auf Brandursachen in Österreich: Fast 21 Prozent der Brände (1.519 Brandgeschehen) entfiel auf die Zündquelle „Blitzschlag“. Die sich damit zur Nummer eins der Brandursachen aufschwang und eine Brandschadensumme von 14.342.000 Euro verursacht hat.

Blitzeinschläge kann man nicht vorhersagen und nicht verhindern

2018 brachte mit bisher schon rund 20.000 Blitzeinschlägen den stärksten Start in die Blitzsaison seit dem Jahr 2009. Im gesamten Jahr 2017 registrierte ALDIS 141.832 Blitzeinschläge in Österreich, deutlich mehr als im Jahr 2016 mit 108.751. Sehr blitzreich war das Jahr 2012 mit 206.396 Blitzeinschlägen. Ein Blitzeinschlag ist überall in Österreich möglich: „Wo der Blitz bei einem Gewitter genau einschlägt, lässt sich nicht vorhersagen und ist auch nicht zu verhindern“, sagt Dr. Gerhard Diendorfer, Leiter des Österreichischen Blitzortungssystems ALDIS, „aber es gibt sehr effektive Maßnahmen sich zu schützen. Das ist zum Beispiel die Installation von Blitzschutzanlagen und Überspannungsschutzgeräten und das ist natürlich das richtige Verhalten im Freien während eines Gewitters.“

„Wo ein Blitz genau einschlägt, lässt sich nicht vorhersagen.“ @KFV/APA-Fotoservice/Hörmandinge

Steiermark und Kärnten unter Europas Blitz-Hotspots

Die Bundesländer Steiermark und Kärnten gehören gemeinsam mit Oberitalien und Slowenien zu den Regionen mit den meisten Blitzen in Europa. Durch die südliche Lage und die Nähe zur Adria bietet die Atmosphäre hier sehr oft die ideale Mischung für Gewitter: Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit. Die Regionen mit den größten Blitzdichten (durchschnittliche Zahl der Wolke-Erde Blitzschläge pro km2 und Jahr) Österreichs sind die Bezirke Weiz, Graz-Umgebung und Graz Stadt mit durchschnittlich rund drei Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer und Jahr. Die Auswertung für alle Bezirke Österreichs finden Sie auf http://www.aldis.at/blitzstatistik/blitzdichte/bezirke-tabelle

Richtig messen und zählen: Wie oft blitzt es in Österreich wirklich?

Nach Gewittern sorgen gelegentlich unterschiedliche Blitz-Zahlen für Verwirrung. Der Grund ist, dass Blitze nicht direkt gemessen werden können, sondern nur die elektromagnetischen Feldimpulse in der Atmosphäre. Jeder für unser Auge sichtbare Blitz besteht aus mehreren einzelnen Entladungen und sendet daher mehrere Feldimpulse aus. Außerdem schlägt nur ein relativ kleiner Teil aller Blitze auf der Erde ein. ALDIS misst mit acht Sensoren in Österreich alle elektromagnetischen Impulse, berechnet innerhalb von Sekunden die zugehörigen Orte der Blitzentladung auf rund 100 Meter genau (mittlerer Ortungsfehler) und klassifiziert mit ausgefeilten Programmen im zentralen Rechensystem die verschiedenen Blitzarten, welche  auch unterschiedliche Auswirkungen haben. Das Risiko von Bränden oder Personenschäden wird nur durch die Anzahl der Blitze zum Boden, die sogenannten Wolke-Erde Blitze, bestimmt. Wolkenblitze sind in diesem Zusammenhang irrelevant. „Wir haben in den letzten 26 Jahren nach internationalen Kriterien Methoden entwickelt, mit denen wir in Österreich sehr genau die regionale Blitzgefährdung bestimmen können. Das ist auch deshalb wichtig, weil unsere Blitzortungsdaten die Basis für viele Anwendungen sind, von den Baunormen bis zu Blitzschutzmaßnahmen von Energieversorgern“, so Diendorfer.

Tipps zum Schutz gegen Blitzeinschläge

Einfach und effektiv: Installieren Sie ein Blitzschutzsystem bestehend aus äußerer Blitzschutzanlage und Überspannungsschutz. Die äußere Blitzschutzanlage bietet dem Blitz einen für ihn idealen Weg vom Einschlagpunkt am Dach bis in den Erdboden und der Überspannungsschutz schützt die elektrischen Einrichtungen im Gebäude. Der wohl älteste und bewährteste Trick: Stecker aus der Steckdose ziehen, wenn ein Unwetter naht. Der Einbau von richtig dimensionierten Überspannungsschutzgeräten ist notwendig, um elektrische und elektronische Geräte bei direkten oder nahen Blitzeinschlägen vor Zerstörung zu schützen Verhaltenstipps im Freien: Wenn zwischen Blitz und Donner weniger als 30 Sekunden liegen, ist das Gewitter nur noch zehn Kilometer entfernt und man sollte schnell Schutz suchen. Diesen sicheren Ort sollte man erst 30 Minuten nach dem letzten Blitz wieder verlassen. Bleiben Sie nicht am oder in der Nähe des höchsten Punktes der Umgebung (Hügel, freistehende Bäume etc.).

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