Alle Jahre wieder: Die wichtigsten Brandgefahren rund um die Weihnachtszeit

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Alle Jahre wieder bringen in den Wochen rund um Weihnachten die Kerzenlichter auf Adventkränzen, Adventgestecken und Christbäumen Kinderaugen zum Leuchten. Und alle Jahre wieder sorgen diese Kerzenlichter für Brandkatastrophen, bei denen österreichweit Sachwerte in Millionenhöhe vernichtet werden.

Linz, 18. Dezember 2019. Wie präsent die Brandgefahr, die von offenem Kerzenlicht ausgeht, um diese Jahreszeit tatsächlich ist, zeigt folgende Faustregel, die sich aus der Brandschadenstatistik der österreichischen Brandverhütungsstellen ableiten lässt: Österreichweit werden jedes Jahr rund 1.000 Brände durch offenes Licht und Feuer – im Wesentlichen also durch Kerzen jedweder Art und Form (Teelichter, Gedenklichter, Friedenslicht, Adventkranz- und Christbaumkerzen) – ausgelöst. Etwa 60 Prozent aller durch Kerzen ausgelösten Brände entstehen in den Monaten November, Dezember und Jänner. Lässt man den November unberücksichtigt, entsteht immer noch rund die Hälfte aller durch Kerzen ausgelösten Brände in den Wochen rund um Weihnachten!

Die „stillste Zeit im Jahr“ ist brandgefährlich
Ebenso eindeutig wie die zeitliche Häufung dieser „Weihnachtsfeuer“ sind auch die Hauptgründe dafür: In den meisten Fällen handelt es sich um das unbeaufsichtigte Brennenlassen von Kerzen oder um zu geringe Sicherheitsabstände der Kerzenflammen zu brennbaren Materialien. Treffen beide Kardinalfehler zusammen, ist die Brandkatastrophe so gut wie sicher. Letztlich handelt es sich also fast immer um mangelnde Vorsicht und Leichtsinn, die die Ursache für Adventkranz-, Christbaum- oder andere durch Kerzenflammen ausgelöste Brände darstellen. Soweit die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass sich genau deswegen sehr viele dieser Brände mit sehr einfachen Maßnahmen vermeiden lassen. Aber warum entstehen nun so viele Brände im Advent bzw. rund um Weihnachten? Und warum sind diese so gefährlich?

Hohe Dunkelziffer bei Adventkranzbränden
Besonders häufig passiert es, dass Adventkränze in Brand geraten: Kerzenflammen erreichen Temperaturen von etwa 750oC. Das eventuell über mehrere Wochen bei Zimmertemperatur ausgetrocknete Tannenreisig und die brennbaren Dekorationen beginnen, wenn sie sich zu nahe an der Kerzenflamme befinden, in Sekundenschnelle zu brennen und sorgen für eine rasche Brandausbreitung. Dennoch gehen viele Adventkranzbrände relativ glimpflich aus. „So lange sich der Brand auf den Adventkranz beschränkt, kann er relativ einfach bekämpft werden“, erklärt Dr. Arthur Eisenbeiss, Direktor der Brandverhütungsstelle für Oberösterreich: „Oftmals reicht es schon, eine Löschdecke, einen Mantel oder eine Jacke darüber zu legen, um die Flammen zu ersticken. Im Anfangsstadium leistet auch ein großes Glas Wasser gute Dienste, um den Entstehungsbrand zu löschen.“ Darin liegen auch die Gründe, weshalb die Dunkelziffer bei Adventkranzbränden besonders hoch ist: „Die Schäden können oftmals so niedrig gehalten werden, dass sie in der Brandschadenstatistik nicht erfasst werden oder keine Versicherungsmeldung erfolgt.“ Dennoch birgt jeder Adventkranzbrand gehöriges Risikopotential in sich. Wird er nämlich nicht rechtzeitig entdeckt, kann bereits wenige Minuten später die gesamte Wohnung in Vollbrand stehen.

Christbaumbrände: Nur 10 Sekunden bis zum Vollbrand!
Gänzlich anders verhält es sich bei den überaus gefährlichen Christbaumbränden: Haben die Flammen erst einmal auf den Baum übergegriffen, bleiben nur mehr wenige Augenblicke Zeit, um den Entstehungsbrand zu löschen. „Die Ausbreitung eines Christbaumbrandes erfolgt meist rasend schnell“, erklärt Dr. Günther Schwabegger, Mitglied der Geschäftsführung der BVS-Brandverhütungsstelle für OÖ: „In nur zehn Sekunden kann sich der Baum in Vollbrand befinden, nur wenige Augenblicke später steht dann das ganze Zimmer in Flammen. Denn einerseits entzündet sich das trockene Reisig überaus leicht, andererseits verfügt ein Baum über genügend Brandlast, um einen Brand schnell außer Kontrolle geraten zu lassen.“ Die große Anzahl an Christbaumkerzen erhöhe die Gefahr ebenso wie die mit über 1200oC abbrennenden Spritzkerzen, Dekorationsmaterialien aus Papier und Stroh oder der aus Spraydosen versprühte Christbaumschnee.

Durch die rasante Brandausbreitung gelte bei einem Christbaumbrand immer der Grundsatz Alarmieren – Retten – Löschen, so Schwabegger: „Und zwar in dieser Reihenfolge. Wenn der Christbaum erst einmal in Vollbrand steht, machen eigene Löschversuche kaum mehr Sinn. Dann ist es wichtig, den Raum zu verlassen, wenn möglich die Türe zu schließen, die Feuerwehr zu rufen, die eigene Familie in Sicherheit zu bringen und die Nachbarn zu warnen!“

Feuerlöscher oder Wassereimer bereithalten!
Wie erwähnt liegt die Hauptursache für Christbaumbrände fast immer in der mangelnden Vorsicht beim Umgang mit offenem Licht und Feuer. Häufig werden die Kerzen zu nahe an den Zweigen oder am Dekorationsmaterial befestigt. Die Kerzenflamme greift dann auf den Baum über und breitet sich in Windeseile aus. In dieser Situation bleibt dann keine Zeit mehr, um einen Eimer zu suchen, Wasser zu holen und damit einen eigenen Löschversuch zu starten. „Ein Feuerlöscher oder ein Wassereimer sollte daher immer bereitstehen, um bei Brandentstehung sofort reagieren zu können“ empfiehlt Schwabegger. Fast ebenso gefährliche „Brandstifter“ wie die Christbaumkerzen sind auch die Spritz- oder Wunderkerzen. Sie entwickeln beim Abbrennen über 1.200oC und müssen daher unbedingt frei hängen. „Kommen die Spritzkerzen mit trockenen Christbaumzweigen oder brennbaren Dekorationsmaterialien in Berührung, können diese ganz leicht in Brand geraten“, so der Brandschutzexperte.

Besondere Brandgefahr zu Neujahr und zu Hl. Drei Könige
Besonders groß ist die Gefahr eines Christbaumbrandes auch um den Neujahrstag und um Dreikönig: In vielen Familien ist es Tradition, kurz vor dem Abschmücken des Christbaumes die Kerzenreste noch einmal anzuzünden. Günther Schwabegger warnt jedoch eindringlich vor dieser Praxis. Die Christbäume stünden dann bereits längere Zeit in geheizten Räumen, das Reisig sei dadurch völlig ausgetrocknet und gerate dadurch besonders leicht in Brand. Der Christbaum solle daher abgeräumt werden, ohne davor die Kerzen noch ein letztes Mal anzuzünden.

Weihnachten: Brandgefährlich für Kinder!
Rund 2.600 Kinder müssen jährlich wegen Verbrühungen und Verbrennungen, die sie sich zugezogen haben, im Krankenhaus behandelt werden. „Kinder sind gerade in und um die Weihnachtszeit besonders unfallgefährdet. Umso wichtiger ist, hier Präventionsmaßnahmen zu ergreifen“, erklärt Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV. Gerade auf Kinder übt Feuer eine besondere Faszination aus, der kindliche Entdeckungsdrang wird dabei schnell zur Gefahr. Deshalb ist es wichtig, sie für Gefahren so früh wie möglich zu sensibilisieren. Und ihnen schon früh den sorgfältigen und bewussten Umgang mit heißen Flüssigkeiten, Licht und Feuer näherbringen.

„Rauchmelder gehören vor allem auch in die Kinderzimmer!“
Neben der bewussten Aufklärung und Auseinandersetzung mit dem Thema „heiße Flüssigkeiten“ und „Feuer“ ist es ebenso wichtig, Unfall- bzw. Zündquellen in der Umgebung von Kindern weitestgehend zu vermeiden. Kerzen, Feuerzeuge, Streichhölzer und Wunderkerzen haben in einem Kinderzimmer nichts verloren. Aber auch bei anderen Lichtquellen wie beispielsweise Halogenleuchten ist Vorsicht geboten. Mit Oberflächentemperaturen von bis zu 400°C können diese als Nachttisch- oder Kinderschreibtischlampe leicht brennbare Materialien wie Papier, Stoffe oder Bettzeug in Brand setzen. Im Kinderzimmer sollten daher nur Energiesparlampen oder LEDs verwendet werden, da bei diesen die Brandgefahr niedriger ist. „Ein Rauchmelder gehört in jeden Haushalt! Und wenn man Kinder hat, gehört ein Rauchmelder vor allem auch in das Kinderzimmer“, so Kaltenegger.

Elektrische Lichterketten als sichere Alternative
Als relativ sichere Alternative zum offenen Licht und Feuer bieten sich elektrische Christbaumbeleuchtungen an. Solche Lichterketten sind sowohl im Fachhandel als auch in nahezu jedem Baumarkt erhältlich und können auch gemeinsam mit den traditionellen Kerzen den Christbaum schmücken. „Es spricht nichts dagegen, am Heiligen Abend die Kerzen anzuzünden und an den darauffolgenden Festtagen auf die elektrische Beleuchtung zurück zu greifen“, empfiehlt Kaltenegger. Allerdings gelte es, auch dabei einige Sicherheitshinweise zu beachten: „Grundsätzlich muss zwischen Lichterketten für den Innen- oder Außenbereich unterschieden werden. Produkte, bei denen die Spannung mit einem Netzteil auf wenige 10 Volt herabgesenkt wird, sind sicherer, weil es zu keinen gefährlichen Stromstößen kommen kann und die Lämpchen tendenziell nicht so hohe Temperaturen erreichen wie bei den für den 230-Volt-Betrieb ausgelegten Lichterketten.“ Defekte Lampen sollten jedenfalls so bald wie möglich ausgetauscht werden, weil sich die Leistung der übrigen Lampen erhöht und diese sich stärker erwärmen. Deshalb sollten auch leicht brennbare Dekorationen aus Papier oder Stroh nicht direkt bei der Lichterkette angebracht werden. „Achten Sie beim Kauf einer Lichterkette auf das Vorhandensein einer deutschsprachigen Produktbeschreibung und befolgen Sie die darin enthaltenen Sicherheitshinweise“, empfiehlt Kaltenegger.

Bewusster Umgang statt Verzicht auf Kerzenlicht
Die Versuchsdemonstrationen der Brandverhütungsstelle Oberösterreich machen deutlich, dass nur wenige Augenblicke ausreichen können, um einen besinnlichen Adventabend oder ein friedliches Weihnachtsfest in eine Brandkatastrophe zu verwandeln. Für Dr. Armin Kaltenegger besteht dennoch kein Grund, um auf Kerzenlicht gänzlich zu verzichten, schon gar nicht während des Advents oder zu Weihnachten. „Neben dem Adventkranz und dem Christbaum gibt es noch andere Weihnachtsbräuche, die eng mit Kerzenlicht verbunden sind. Wir raten daher dazu, nicht auf Kerzenlicht zu verzichten, das wäre völlig übertrieben, sondern auf einen bewussten und sicheren Umgang mit offenem Licht und Feuer zu achten“, so Kaltenegger. Keinesfalls dürften brennende Kerzen unbeaufsichtigt bleiben und jedenfalls müssten Sicherheitsabstände von mindestens 20 cm zu jedem brennbaren Material bzw. Gegenstand eingehalten werden. „Wenn man diese beiden Grundregeln beachtet, steigt die Sicherheit beträchtlich. Herabgebrannte Adventkranzkerzen rechtzeitig durch neue zu ersetzen und die Christbaumkerzen gleich nach Weihnachten durch elektrische Lichterketten zu ersetzen, trägt weiter in Richtung brandsichere Weihnachten bei“, so Dr. Armin Kaltenegger abschließend.

Tipps zur Verhütung von Adventkranzbränden

 Sicherheitstipps beim Dekorieren:

  • Auf möglichst große Abstände zwischen Kerzen und alle brennende Deko-Materialien am Adventkranz achten!
  • Nicht brennbaren Untergrund (Metall- oder Porzellanteller) verwenden

Sicherheitstipps beim Anzünden der Kerzen:

  • Brennende Kerzen nie unbeaufsichtigt lassen.
  • Grundsätzlich immer eine Löschdecke, einen Feuerlöscher oder Eimer mit Wasser bereithalten
  • Niedergebrannte Kerzen auswechseln oder nicht mehr anzünden.
  • Auf ausreichenden Abstand zu umliegenden brennbaren Materialien (Zeitungen, Tischtücher, Vorhänge usw.) achten.
  • Besondere Vorsicht bei trockenem Reisig, also beim Adventkranz um den letzten Adventsonntag.
  • Kinder oder auch Haustiere nie mit brennenden Kerzen alleine lassen! 

Tipps zur Verhütung von Christbaumbränden

 Sicherheitstipps für die Vorbereitung: 

  • Christbäume bis zum Fest möglichst im Freien aufbewahren und das Schnittende in Wasser oder Schnee stellen.
  • Beim Aufstellen des Christbaums keine leicht brennbaren Unterlagen (Papier, Leintuch o. ä.) verwenden.
  • Den Christbaum immer standsicher aufbauen, nötigenfalls Abspannung verwenden.
  • Immer einen Eimer Wasser oder noch besser einen Feuerlöscher bereithalten!

 Sicherheitstipps beim Anzünden der Christbaumkerzen:

  • Brennende Kerzen auch nicht für kurze Zeit unbeaufsichtigt lassen!
  • Kinder oder auch Haustiere in einem Raum mit brennenden Christbaumkerzen nicht unbeaufsichtigt lassen!
  • Auf möglichst große Abstände zwischen Kerzen und allen brennbaren Materialien (Christbaumzweige, Christbaumschmuck usw.) achten.
  • Gleichzeitig auf ausreichende Abstände der Christbaumzweige zu brennbaren Einrichtungsgegenständen (Vorhänge und dgl.) achten.
  • Spritzkerzen müssen unbedingt frei bzw. ohne Berührung von Ästen bzw. Zweigen und Christbaumschmuck hängen.
  • Christbaumschnee aus Spraydosen nicht bei brennenden Kerzen benützen.

Tipps für die Verwendung von elektrischen Lichterketten

Beim Kauf von Lichterketten:

  • Nur aus sicheren Quellen kaufen, die bekannt sind und bei denen man Ware auch reklamieren kann.
  • Nur Produkte mit Aufschriften und Sicherheitshinweisen in deutscher Sprache kaufen.
  • Lichterschmuck mit Zeichen (z.B. „geprüfte Sicherheit“) kaufen.
  • Lichterketten mit Netzteil: Ein Netzteil reduziert die gefährliche Steckdosenspannung von 230 Volt auf wenige 10 Volt.
  • Lichterketten mit Leuchtdioden (LED) reduzieren den Stromverbrauch erheblich und haben zudem eine längere Lebensdauer.

Beim Betrieb von elektrischen Lichterketten:

  • Gebrauchs- und Sicherheitshinweise genau beachten.
  • Lichterketten für Innenräume nie im Freien anbringen. Lichterschmuck für den Einsatz im Freien ist am Code „IP 44“ oder dem Bildzeichen mit dem Wassertropfen im Dreieck erkennbar.
  • Wenn in der Betriebsanleitung gefordert, defekte Leuchtmittel austauschen, da sich die anderen Lampen sonst stärker erwärmen können.

 Was tun, wenn’s trotzdem brennt?

  • ALARMIEREN – RETTEN – LÖSCHEN
  • RUHE BEWAHREN
  • Misslingt der eigene Löschversuch, den Raum (bei geschlossenen Fenstern) verlassen und Türe schließen.

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