Regale montieren, Wände streichen oder Möbel aufbauen – viele Österreicher*innen greifen beim Heimwerken regelmäßig selbst zum Werkzeug. Doch dabei kann einiges schiefgehen: 10.600 Heimwerker – also fast 30 Personen täglich müssen aufgrund von Unfällen beim Heimwerken im Krankenhaus behandelt werden. Besonders in den Herbstmonaten steigt die Zahl der Verletzungen deutlich an: September, Oktober und November gelten als unfallträchtigste Monate des Jahres. Das KFV zeigt, wo die häufigsten Gefahrenquellen beim Heimwerken liegen und wie man sich schützen kann.
Wien. 10. 09. 2025 Bohrmaschine, Leiter, Hammer – Heimwerken gehört für viele Menschen in Österreich zum Alltag. Doch dabei kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Das Jahr 2024 liegt mit 10.600 Verletzten deutlich über dem des Vorjahres (2023: 9.500). Das zeigt: „Heimwerken bleibt über die Jahre hinweg eine risikobehaftete Tätigkeit, deren Unfallzahlen sich auf hohem Niveau bewegen“, weiß Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV.
Rekordzahl an Unfällen auf Leitern
Gerade Leitern haben es den österreichischen Heimwerkern angetan. Jeder fünfte Unfall ist auf einen sogenannten „Leiterunfall“ zurückzuführen. Mit 2.100 Unfällen ist dieser Unfalltyp der häufigste und steuerte im Jahr 2024 sogar einen neuen Rekordwert an. Was viele nicht wissen: Schon eine geringe Schieflage kann gefährlich werden. „Wenn eine Leiter auf unebenem Boden steht, wird sie mit zunehmender Höhe immer instabiler. Bereits ein Zentimeter Schieflage kann ausreichen, um sie ins Kippen zu bringen. Achten Sie daher immer auf einen festen Stand und den richtigen Anstellwinkel der Leiter“, warnt Dr. Trauner-Karner. Doch nicht immer ist die Leiter direkt schuld: Ein Heimwerker wollte beispielsweise von seiner Leiter springen, verschätzte sich dabei aber so stark in der Höhe, dass er sich einen Fersenbruch zuzog und eine Woche im Krankenhaus verbringen musste.
Auf den weiteren Plätzen der häufigsten Unfallauslöser liegen Schneidewerkzeuge (1.000 Verletzte), Holzsplitter oder Bretter (700), Bohrer (500) sowie Möbelstücke wie Kästen und Kommoden (500). Dabei sind diese oft Täter und Opfer gleichzeitig, wie der Fall eines Handwerkers zeigt, welcher im Wutanfall, weil der Zusammenbau seiner Musikanlage nicht funktionierte, gegen einen schweren Holzkasten trat und sich dabei seinen großen Zehen brach. Dennoch waren bei rund 1.200 Unfällen keine konkreten Gegenstände beteiligt – hier waren vermutlich Stürze die Hauptursache.
„Das Zusammentreffen von kürzeren Tagen und schlechteren Lichtverhältnissen erhöhen die Risiken für Unfälle.“
Besonders im Herbst steigt das Unfallrisiko deutlich: Im Zeitraum September bis November verzeichnete das KFV insgesamt 3.500 Heimwerkerunfälle – das entspricht rund einem Drittel (33 %) aller Heimwerkerunfälle des Jahres 2024. Mit 1.400 Verletzten ist der Oktober der unfallreichste Monat des Jahres, gefolgt von September und November mit 1.200 bzw. 900 Verletzten. „Viele Menschen wollen vor dem Winter noch schnell Dinge erledigen – ob im Haus oder rund ums Eigenheim. Das Zusammentreffen von kürzeren Tagen und schlechteren Lichtverhältnissen erhöhen die Risiken für Unfälle“, so Dr. Trauner-Karner.
Verletzungsrisiko vor allem für Männer ab 50
Die häufigsten Verletzungen beim Heimwerken sind Knochenbrüche (4.500), offene Wunden (3.500) und Sehnen- sowie Muskelverletzungen (900). Besonders oft sind die Finger (3.400) und Hände (1.400) betroffen. Ein typischer Heimwerkerunfall betrifft in Österreich laut Daten der KFV-Unfalldatenbank eine männliche Person zwischen 50 und 64 Jahren. Diese Altersgruppe macht ein Drittel aller Heimwerkerunfälle aus. Insgesamt liegt der Männeranteil bei 82 Prozent.
Selbstüberschätzung und Unachtsamkeit als häufigste Ursachen
Die Ursachen der Unfälle wären oft vermeidbar: Über 60 Prozent der Betroffenen geben Unachtsamkeit oder Zerstreutheit als Grund an. Ein anschauliches Beispiel: Ein Heimwerker wollte an seinem Fenster eine Reparatur durchführen und stieg dabei auf einen Drehstuhl mit Rollen. Dieser rollte weg, woraufhin der Heimwerker mit der Schulter voran gegen eine doppeltverglaste Fensterscheibe stürzte. Dabei zog er sich nicht nur Schnittwunden, sondern auch einen Sehnenriss zu.
Weitere häufige Ursachen sind Fehleinschätzungen (9 %) und Ablenkung (6 %). Schutzausrüstung wird kaum verwendet – 93 Prozent der Verletzten trugen zum Unfallzeitpunkt keine. Auch Sehhilfen werden häufig nicht gerne benutzt: Rund 300 Verletzte waren Brillenträger, trugen sie beim Heimwerken aber nicht.
Fazit: Besser planen – besser schützen
Das KFV appelliert daher an alle Hobby-Heimwerker*innen: Sicherheitsmaßnahmen wie Schutzhandschuhe, Schutzbrillen sowie ein sicherer Umgang mit Leitern können viele Unfälle verhindern. Ebenso wichtig sind Konzentration, realistische Selbsteinschätzung und eine gute Planung – denn viele der Unfälle passieren aus reiner Unachtsamkeit.