So schwimmt Österreich: Fast 700.000 Nichtschwimmer

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Eine neue, repräsentative Studie des KFV zeigt, dass rund 8 Prozent der Österreicher ab einem Alter von 5 Jahren deklarierte Nichtschwimmer sind. Jeder 5. schätzt die eigenen Schwimm-Skills als (sehr) unsicher bis mittelmäßig ein. Gerade für Kinder ist das Erlernen von Schwimmfähigkeiten besonders wichtig.

Wien, 18. Juni 2019. In Österreich sterben jährlich rund 40 Personen an den Folgen eines Ertrinkungsunfalles. Bei tödlichen Kinderunfällen ist Ertrinken die zweithäufigste Todesursache. Auf jedes Kind, das ertrinkt, kommt gemäß des Fokusreports 2018 von „Große schützen Kleine“ statistisch gesehen noch ein Kind dazu, das zwar gerettet wurde, aber mit schweren Gehirnschäden leben muss. Dabei zeigte sich, dass 8 Prozent der österreichischen Bevölkerung ab einem Alter von 5 Jahren – das sind knapp 700.000 Personen – nicht schwimmen können. 20 Prozent der Österreicher schätzen ihre Schwimmskills als (sehr) unsicher bis mittelmäßig ein. „Schwimmen zu können ist die beste Maßnahme, um Ertrinkungsunfälle zu verhindern. Viele Personen können sich über Wasser halten, können aber nicht richtig schwimmen. Das kann im Ernstfall zur Gefahr werden“, erläutert Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV. Gefährlich sind aber auch Fehleinschätzungen: 5 Prozent der Eltern mit Kindern unter 5 Jahren schätzen die Schwimmkenntnisse ihrer Kinder als (sehr) sicher ein. Tatsächlich können sich Kinder ab einem Alter von etwa 4 Jahren zwar häufig über Wasser halten, die motorischen Voraussetzungen zum richtigen Schwimmen entwickeln Kinder im Allgemeinen aber erst im 5. bis 6. Lebensjahr. Kinder dürfen in der Nähe von Gewässern und Pools daher keinesfalls aus den Augen gelassen werden.

70 Prozent der Kinder lernen von den Eltern schwimmen
Insgesamt kann knapp mehr als die Hälfte (51%) der Kinder unter 19 Jahren schwimmen. Das Durchschnittsalter, mit dem Kinder schwimmen lernen, liegt derzeit bei 5 Jahren. Ob Kinder schwimmen lernen hängt dabei nicht zuletzt davon ab, ob es in der Familie gefördert wird: 7 von 10 Kindern haben von den Eltern schwimmen gelernt. Viele Kinder erwerben ihre Schwimmkenntnisse aber auch durch Schwimmkurse oder im Sportunterricht in der Schule. „Das Erlernen von Schwimmfähigkeiten ist von großer Bedeutung. Ein einzelner Schwimmkurs alleine ist im Allgemeinen nicht ausreichend, um in allen möglichen Situationen sicher schwimmen zu können“, betont Thann. Die Ergebnisse der aktuellen KFV-Studie zeigen deutlich, dass soziodemografische Faktoren wie Bildungs- und Einkommensniveau großen Einfluss auf die Frage, ob Kinder schwimmen lernen, haben.

Kleinkinder nie unbeaufsichtigt lassen
Kinder sind von Wasser fasziniert. In der Nähe von Pools und Gewässern dürfen (Klein-)Kinder deshalb niemals unbeaufsichtigt bleiben. „Im Gegensatz zu Erwachsenen strampeln und schreien Kinder nicht, wenn sie sich nicht über Wasser halten können. Kinder ertrinken lautlos“, so Univ.-Prof. Dr. Harald Hertz, Chefarzt des Roten Kreuzes. „Und auch ältere Menschen sowie Personen mit Herz- oder Kreislauferkrankungen sollten beim Schwimmen besonders vorsichtig sein.“ Besonders wichtig ist es, nach einem Unfall im Wasser schnell zu handeln. „Wenn die verunfallte Person nicht atmet, müssen Sie sofort mit der Herzdruckmassage beginnen“, sagt Hertz. „Legen Sie dazu eine Hand auf die Mitte des Brustkorbs. Legen Sie die zweite darüber und drücken Sie schnell und kräftig auf den Brustkorb. Erste Hilfe ist einfach. Das einzige Falsche ist, nichts zu tun.“

Sicherheitstipps:

− Kleinkinder müssen in und in der Nähe von Gewässern immer in unmittelbarer Reichweite beaufsichtigt werden – größere Kinder in Sichtweite.

− Achten Sie besonders bei Festen mit vielen Erwachsenen darauf, dass immer eine definierte Person für die direkte Beaufsichtigung der Kinder zuständig ist.

− Auch kleinen Kindern kann man lernen sich beim „in das Wasser schauen“ auf den Bauch zu legen. Dadurch wird das Risiko ungewollt das Gleichgewicht zu verlieren und in das Wasser zu fallen etwas reduziert.

− Kleiden Sie Kinder in gut sichtbaren Farben (Badekleidung) – im schlimmsten Fall der Fälle können Kinder unter Wasser so schneller aufgefunden werden.

− Ältere Kinder und auch Erwachsene überschätzen Ihren Schwimmkenntnissen gerne.

− Sichern Sie Pools/Biotope/Schwimmteiche mit einem Zaun mit einer selbstschließenden Tür. Dadurch wird der direkte Zugang zum Wasser verhindert.

− Alarmsysteme für Pool oder Gartenteich, die eine größere Bewegung im Wasser melden, bieten zusätzliche Sicherheit, können aber eine Aufsichtsperson nicht ersetzen.

Bildmaterial: https://www.apa-fotoservice.at/galerie/19312
Bildrechte: KFV/APA-Fotoservice/Schedl

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