„Fahrerassistenzsysteme haben das Potenzial Unfälle zu reduzieren“

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Die Vielfalt der Assistenzsysteme wird immer größer. Den Überblick über die Technik zu behalten wird dabei immer schwieriger. Aber welche Assistenzsysteme können tatsächlich zur Verkehrssicherheit beitragen? Wie geht es den Konsumenten mit der Technik? Eine aktuelle Studie des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) zeigt nun das Nutzungsverhalten und Potenzial von Fahrerassistenzsystemen in Österreich auf. Sowohl die Entwicklung sicherheitsrelevanter Technik als auch deren Einsatz für die breite Masse sollten für die Zukunft stärker gefördert werden.

Wien, 21. März 2019. Rund 40.000 Verkehrsunfälle ereignen sich jährlich in Österreich mit mehr als 50.000 Verletzen. Im Jahr 2018 kamen bei Verkehrsunfällen 400 Menschen ums Leben. Was den Personenverkehr anbelangt, sind Pkw-Fahrer seit Jahrzehnten die Verkehrsteilnehmergruppe, die am häufigsten an Unfällen mit Personenschaden beteiligt sind. Insofern gilt es insbesondere hier anzusetzen, um die Verkehrssicherheit nachhaltig zu erhöhen. Die Hauptursache von Unfällen mit Personen- und/oder Sachschaden ist dabei menschliches Versagen: Wie Statistiken immer wieder zeigen, ist der Mensch für etwa 90 Prozent der Unfälle verantwortlich. Nicht ohne Grund setzt daher die Automobilindustrie schon seit Jahren verstärkt auf Fahrerassistenzsysteme, die kritische Situationen frühzeitig erkennen, vor Gefahren warnen und wenn nötig auch aktiv eingreifen. „Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Lenker die Funktionsweise sowie die Vor- und Nachteile bzw. Grenzen der jeweils verwendeten Assistenzsysteme sehr gut kennt. Denn sonst läuft er Gefahr, sich durch das Vorhandensein eines Assistenzsystems in falscher Sicherheit zu glauben bzw. durch dessen falsche Anwendung sogar gefährliche Situationen hervorzurufen“, so DI Klaus Robatsch Leiter der Verkehrssicherheitsforschung aus dem KFV.

2019: Autos „dürfen“ jetzt deutlich mehr
„Für das Autofahren gibt es in Österreich seit März 2019 Neuerungen: Erstmals ist es zulässig in ganz genau definierten Situationen während des Fahrens die Hände vom Lenkradwegzunehmen oder sogar auszusteigen!“ erklärt Dr. Armin Kaltenegger, Leiter der Rechtsabteilung im KFV. Eine diesbezügliche Novelle zur Verordnung über das automatisierte Fahren gilt seit vergangener Woche. Die Lenker müssen sich aber in Sichtweite zum Fahrzeug befinden und im Notfall eingreifen können“, so Kaltenegger. Diese doch fundamentale Neuerung im Straßenverkehr wird nicht die letzte sein, die uns der Umstieg auf das autonome Fahren bereitet. Deshalb ist es jetzt höchste Zeit, sich zu überlegen, was diese Änderungen für das System Straßenverkehr bedeuten.

Unfallreduktionspotential ist hoch
Von ABS bis ACC – die Palette der Abkürzungen für die verschiedensten Assistenzsysteme ist lang. Aber welche sind besonders wichtig? „Neben dem Anti-Blockier-System ABS und der elektronischen Stabilitätskontrolle ESP ist insbesondere der Notbremsassistent ein unverzichtbarer Begleiter“, erklärt Robatsch. „Untersuchungen zeigen, dass bei einer Durchdringungsrate von 100 Prozent z.B. durch den intelligenten Geschwindigkeitsassistenten 21 Prozent aller im Zuge von Pkw-Unfällen getöteten Personen reduziert werden könnten. Betrachtet man das Potenzial aller Fahrerassistenzsysteme, können bis zu 50 Prozent der PKW-Unfälle und bis zu 22 Prozent der LKW-Unfälle positiv beeinflusst werden“, so Robatsch.

Nutzer über die Funktionsweisen besser informieren
Seit Jahren feilen Entwickler daran, das Autofahren mithilfe verschiedenster Assistenten, sicher und komfortabler zu machen. Waren die Systeme früher Autos der oberen Preisklasse vorbehalten, haben einige von ihnen nun auch den Weg in günstigere Mittelklassewagen gefunden. Doch nicht alle Autofahrerinnen und Autofahrer kommen auf Anhieb damit zurecht, wie eine aktuelle Studie des KFV zeigt, ist der Großteil der Befragten (84 Prozent) zwar der Meinung, dass Assistenzsysteme für die Sicherheit im Straßenverkehr förderlich sind, dennoch gibt fast jeder fünfte Befragte (in etwa 18 Prozent) an, in seinem Auto vorhandene Assistenzsysteme nicht zu nutzen. „Damit das gesamte Potenzial von Assistenzsystemen zurErhöhung der Verkehrssicherheit ausgenutzt werden kann, ist es wichtig, dass sich die Nutzer über die Funktionsweise, die Vor- und Nachteile aber auch die Grenzen des jeweiligen Systems sehr gut informieren und diese auch nutzen“, erklärt Robatsch.

Die Potenziale, die sich durch den Einsatz von Fahrerassistenzsystemen in Bezug auf die Sicherheit bieten, gilt es noch effizienter auszuschöpfen, so die Experten abschließen. Sowohl die Entwicklung als auch deren Einsatz für die breite Masse sollten für die Zukunft stärker gefördert werden.

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