Experten warnen vor Elektro- und Akkubrandgefahr in den kommenden Monaten

11

Elektro- und Akku-betriebene Geräte sind in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens nicht mehr wegzudenken. Aber sie bergen auch Gefahren: Rund 16 Prozent der Brände werden durch elektrische Energie verursacht, zeigt die Brandschadensstatistik der österreichischen Brandverhütungsstellen. Mindestens 1.356 Brände gehen also auf defekte Elektrogeräte, beschädigte Kabel, Überlastung von Leitungen oder unsachgemäßen Einsatz von Elektroinstallationen zurück. Das Risiko für die Überlastung von Steckdosen und Stromkreisen wird zudem oft unterschätzt, zeigt eine aktuelle Studie der Sicherheitsinstitution KFV. Mangelndes Präventionsbewusstsein bezüglich dieser Brandquellen kann jedoch fatale Folgen haben. Das KFV und die Landesstelle für Brandverhütung in der Steiermark warnen vor der Brandgefahr durch Akku-betriebene, elektrische und elektronische Geräte und geben lebensrettende Präventions-Tipps.

Wien/Graz, 17. Oktober 2025. Elektrische Zahnbürste, blinkendes Spielzeug, E-Scooter, Smart Home-Geräte, Staubsauger-Roboter, E-Zigarette, Mixer, Wasserkocher, Kaffeemaschine, Handy-Ladegerät, TV und Co. – Im Durchschnitt liegt die Anzahl der Lithium-Akkus pro Haushalt bei 21 Akkus, zeigt eine KFV-Studie aus November 2024. Diese Geräte können aber auch zur Gefahr werden: Beispielsweise durch schadhafte Isolierungen oder Beschädigungen am Gerät, Materialfehler, Überlastungen an elektrischen Anschlüssen oder Leitungen und fehlerhafte Installationen kann es zu Elektrobränden kommen. Auch Akkubrände sind ein unterschätztes Risiko. Minderwertige Geräte, meist aus Asien, verschärfen die Gefahr. Eine regelmäßige Überprüfung, ein sicherer Umgang sowie geeignete Warn- und Löschmittel können Schlimmeres verhindern, wissen die Experten der Sicherheitsinstitution KFV und der Brandverhütungsstelle Steiermark. Doch in Punkto Gefahrenbewusstsein gibt es bei den Österreicher*innen Aufholbedarf:

„Rund 39 Prozent der Befragten gaben in einer aktuellen österreichweiten KFV-Studie an, keinen Rauchmelder im Haushalt zu haben. Rund 38 Prozent haben keinen Feuerlöscher zuhause zur Hand; 16 Prozent der Befragten kannten die richtige Nummer der Feuerwehr (122) nicht. Im Ernstfall ist das brandgefährlich, denn da zählt jede Minute“, warnt KFV-Direktor Mag. Christian Schimanofsky.

Brandgefahr in Österreich
Von über 65.000 Brandeinsätzen berichtet der Bundesfeuerwehrverband für 2024. 43 Menschen sind 2024 bei Bränden in Österreich ums Leben gekommen, im Jahr 2023 kam es sogar zu 60 Brandtoten. Die Brandverhütungsstelle Steiermark berichtet von insgesamt 1.186 Bränden im Bundesland für das Jahr 2024 sowie 12 Toten und 125 Verletzten durch Brände. Allein in der Steiermark ist dadurch ein Schaden von 63.395.000 Euro entstanden.

„Die Schadenssummen durch Brände sind enorm. Sie geben uns einen Einblick in die horrende Zerstörungskraft und das Ausmaß des Leids von Familien, deren Zuhause durch die Folgen eines Brands beschädigt wurde. Sie verdeutlichen uns zudem die Wichtigkeit, Brandschutz für die eigenen vier Wände ernst zu nehmen und auf Präventionsmaßnahmen sowie den passenden Versicherungsschutz zu setzen“, so Generaldirektor KR Mag. Klaus Scheitegel, Obmann der Brandverhütungsstelle Steiermark.

Gefährliche Ladungen und Brandrisiko in Verlängerung
Eine weniger bedachte Gefahr ist dabei Überlastung: Stromkreise – etwa durch das Verbinden von mehreren Mehrfachsteckdosen – können thermisch überlastet, Isolierungen sowie Kabel beschädigt und zum Schmelzen gebracht werden. Dies wiederum kann zum Kurzschluss und im schlimmsten Fall zum Brand führen. Wie die KFV-Studie zeigte, gibt es bezüglich der Sensibilisierung für die sichere Nutzung von (Mehrfach-)Steckdosen noch Luft nach oben: Mehr als 88 Prozent nutzen regelmäßig Mehrfachsteckdosen im Haushalt. Jedoch wird die Belastung oftmals unrealistisch eingeschätzt: Rund 60 Prozent der Befragten kennen die Belastungsgrenzen von Mehrfachsteckdosen nicht. 15 Prozent gaben zu, Mehrfachsteckdosen in brandgefährlichen Ketten aneinander zu schließen. Rund ein Drittel gab an, mehr als 2 leistungsstarke Geräte an einer Mehrfachsteckdose anzuschließen – ein riskantes Unterfangen, zumal auch die benötigten Wattleistungen mitunter gerne unterschätzt werden: Beispielsweise unterschätzten rund 45 Prozent der Befragten die benötigten Wattleistungen von Kaffeemaschinen, rund 72 Prozent lagen beim recht leistungsstarken Wasserkocher weit darunter sowie auch 42 Prozent beim Elektro-Backofen, der einen recht hohen Verbrauch aufweist. Auch bezüglich Akku-Brandgefahr herrscht noch zu wenig Sicherheitsbewusstsein, insbesondere der Lade-Vorgang ist hier kritisch: Überladung, falsche Ladegräte und auch mechanische Schäden (z.B. Stürze, Hitze, Kälte) gelten als Risiko-Faktoren für Brandentstehung bei Akku-betriebenen Geräten. Besonders gefährlich ist es dann, wenn Akkus einmal zu brennen begonnen haben:

„Wenn’s brennt, dann mit schwerwiegenden Auswirkungen. Besonders kritisch sind hier mögliche Kettenreaktionen in Akkus, die Wiederentzündungen auslösen, sowie Stichflammen und hochentzündliche Gase freisetzen können“, warnt Dipl.-Ing. Herbert Hasenbichler, Geschäftsführer der Brandverhütungsstelle Steiermark.

Wie eine Auswertung der Datenbank zur Brandursachenermittlung für das Bundesland Steiermark zeigt, waren in den vergangenen drei Jahren Akkus in 64 Fällen brandverursachend. Eine kontinuierliche Steigerung von Bränden durch Akkus ist dabei feststellbar. Betrug ihr Anteil 2022 noch 8,7 Prozent an den elektrischen Ursachen, so sind es 2024 bereits 13,3 Prozent. Nicht selten kam es zu einer plötzlichen Entzündung während des Ladevorganges. Aber auch eingelagerte oder defekte Akkus können von selbst zu brennen beginnen, wie u.a. bei Gartengeräten, Rasenmähroboter oder E-Scooter. Mechanische Beschädigungen, wie z.B. nach dem Herunterfallen, sowie zu hohe oder zu tiefe Temperaturen erhöhen mitunter das Risiko.

Leben retten durch Prävention
Durch geeignete Ladeeinrichtungen, der regelmäßigen Überprüfung von Geräten, Akkus, Anschlüssen und Sicherheitsvorrichtungen, sowie dem Beseitigen von entflammbaren Gegenständen im Umkreis können bereits wichtige Schritte für mehr Sicherheit gesetzt werden. Zudem sollte ein Rauchwarnmelder in allen Wohnräumen (außer in Küche und Bad) montiert werden, um im Ernstfall frühzeitig alarmieren und Leben retten zu können. Auch geeignete Löschmittel sollten griffbereit stehen:

„Wir sehen in der Praxis, dass einfache Maßnahmen oft viel ausrichten, um schwere Brände zu verhindern. Ein paar Minuten Auseinandersetzung mit Brandschutz in den eigenen vier Wänden kann bereits viel Leid und gröbere Schäden verhindern“, erklärt Mag. Schimanofsky.

Brandschutz-Tipps für Akkus

  • Nur Qualität verwenden: Achten Sie auf geprüfte Geräte und Original-Ladegeräte.
  • Regelmäßig prüfen: Akku auf Verformungen, Hitze oder Schäden kontrollieren.
  • Richtig winterfest lagern: Bei 50–70 % Akkustand und 5–10 °C lagern, wenn eine Langzeitlagerung, z.B. E-Bikes über den Winter, erforderlich ist.
  • Nicht unbeaufsichtigt aufladen: Ladevorgang möglichst überwachen und nicht über Nacht oder bei Abwesenheit laden.
  • Feuerlöscher bereithalten: Geeignete Löschmittel in der Nähe des Ladeplatzes lagern.
  • Im Brandfall: Feuerwehr rufen (122) – auch bei kleinen Bränden. Akku auch nach der Brandbekämpfung überwachen: Wiederentzündungs-Gefahr!

Tipps zur Vorbeugung von Elektrobränden

  • Qualitätsmerkmal: Nur geprüfte Geräte und Zubehör mit Prüfzeichen (z. B. CE, GS) verwenden.
  • Nichts unbeaufsichtigt betreiben: Haushaltsgeräte nur laufen lassen, wenn jemand zuhause ist.
  • Geräte sicher nutzen: Keine defekten Geräte verwenden – poröse Kabel, lockere Stecker etc. sofort außer Betrieb nehmen und tauschen.
  • Fachgerechte Installation: Schutzschalter und passende Sicherungen vom Profi einbauen lassen. Elektroinstallation in Altbauten von einer Elektrofachkraft prüfen lassen.
  • Mehrfachsteckdosen sicher nutzen: Mehrfachsteckdosen mit Sicherung und Ausschalter nutzen. Verwenden Sie nur Geräte und Verlängerungskabel, die für die Belastung (gesamt max. 3.500 Watt auf einer Leiste) geeignet sind. Schließen Sie keine Mehrfachsteckdosen aneinander (Die maximale Watt-Leistung wird dadurch nicht erhöht!)!
  • Sicherheits-Check: Elektrische Anlagen regelmäßig überprüfen. FI-Schalter als Sicherheitsnetz 1- bis 2-mal pro Jahr mit dem Testknopf überprüfen.
  • Sicherheits-Abstand: Achten Sie auf Abstand von elektrischen Geräten und Batterien zu brennbaren Materialien.
  • Stecker ziehen: Nehmen Sie nicht benötigte Geräte vom Netz.
  • Richtig entsorgen: Defekte Geräte sowie kaputte Akkus nicht zuhause lagern.
  • Warnsignale kennen: Bei ausgelösten Sicherungen oder Schmorgeruch sofort handeln.
  • Im Brandfall: Abstand halten, Stromversorgung abschalten, Feuerwehr rufen (122). Nur mit passenden Mitteln löschen wie Kohlendioxid, Pulverlöschern, Schaumlöschern oder speziellen Elektrobrand-Löschmitteln (kein Wasser!).

Rückfragehinweis:
Pressestelle KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit)
Tel.: 05-77077-1919 I E-Mail: pr@kfv.at I www.kfv.at

Landesstelle für Brandverhütung in Steiermark
Verein zur Prävention von Brand- und Elementarschäden
Tel: +43 (0)316 827471 I E-Mail: brandverhuetung@bv-stmk.at I www.bv-stmk.at

Presseaussendung.pdf