Anstieg der Brandfälle im Wohnbereich – Weihnachtszeit und danach besonders gefährlich

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Kälte, Dunkelheit und die vermehrte Nutzung von Heizungen und Kerzen steigern deutlich das Brandrisiko. Im Jahr 2024 wurden 43 Todesopfer infolge von Bränden registriert, Großteil davon in Herbst- und Wintermonaten. Über 90 Prozent der tödlichen Brände ereigneten sich dabei in den eigenen vier Wänden. Die KFV-Expert*innen warnen: Bereits wenige Faktoren entscheiden darüber, ob Menschen einen Wohnungsbrand unverletzt überstehen – Rauchwarnmelder, schnelle Reaktionen und eine zeitgerechte Evakuierung erhöhen die Chancen erheblich. Eine neue Studie des KFV zeigt nun die gängigsten Fehler auf.

Wien, 03. Dezember 2025. Das KFV veröffentlicht eine umfassende Studie zum tatsächlichen Verhalten von Brandbetroffenen in Österreich. Die Ergebnisse bestätigen viele Studien aus anderen Ländern zu dieser Thematik und zeigen deutlich: Auch in Österreich handeln viele Menschen im Brandfall oft zu spät, falsch oder gar nicht – und unterschätzen die Dynamik eines Brandes massiv. „Nur ein Drittel der Befragten verließ innerhalb der ersten drei Minuten das Gebäude – obwohl diese besonders entscheidend sind. Der Großteil zögert, bleibt im Gefahrenbereich oder ruft nicht rechtzeitig die Feuerwehr. Die aktuellen Ergebnisse offenbaren damit ein alarmierendes Muster: Meistens versagt das menschliche Verhalten unter Stress“, erklärt Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV, Dr. Armin Kaltenegger.

Dabei ist das richtige Verhalten im Brandfall ausschlaggebend für den weiteren Verlauf. „Brände sind selten, aber wenn sie passieren, ist die erste Minute entscheidend. Um die Risiken zu minimieren, müssen wir Menschen befähigen, in dieser extremen Stresssituation richtig zu handeln – denn reines Wissen reicht nicht aus. Verhalten in einem Brandfall für gelernt und anschließend regelmäßig trainiert werden, damit es im Notfall richtig abgerufen werden kann“, so Kaltenegger.

Abbildung: Entwicklung der Brandtotenzahlen 2020 - 2024; Datenquelle: Auswertung der österreichischen Brandverhütungsstellen, eigene Darstellung
Abbildung: Entwicklung der Brandtotenzahlen 2020 – 2024; Datenquelle: Auswertung der österreichischen Brandverhütungsstellen, eigene Darstellung

Auch wenn selten – dennoch zeigt sich in den vergangenen 15 Jahren eine leicht steigende Tendenz bei Brandereignissen im Wohnbereich in Österreich, mit einem Anstieg der Brandfälle von 19 Prozent sowie einem Anstieg der Schadenssummen um 123 Prozent, wie die Brandschadenstatistiken der österreichischen Brandverhütungsstellen (BVS) und des Versicherungsverbands Österreich (VVO) zeigen. Zwei Drittel aller tödlichen Brände ereigneten sich zwischen Oktober und März, also in der Heizperiode. Häufige Ursachen waren glimmende Zigarettenreste, Kerzen, Feuerungsanlagen, überhitztes Fett oder auf Herdplatten abgelegte Gegenstände.

Rund ein Viertel setzte keinen Notruf ab
Für die Untersuchung des KFV wurden 835 Personen befragt, die einen Brand in den eigenen vier Wänden erlebt hatten, um reale Reaktionen, Entscheidungsverhalten, Wahrnehmungen und nachträgliche Maßnahmen zu analysieren. Besonders beunruhigend: Fehleinschätzung beim Alarmieren der Rettungskräfte. Nur 24 Prozent hielten es für notwendig, den Notruf abzusetzen. 59 Prozent der Brandüberlebende versuchen zunächst, den Brand selbst einzudämmen. Dennoch waren 43 Prozent der Befragten der Meinung, keine Fehler gemacht zu haben – trotz dokumentierter Risikosituationen.

Technische Grundausstattung fehlt oftmals

Ein weißer Mann mit grauem Bart und dunklen Haaren in einem hellgrauen Anzug mit hellblauem Hemd und Krawatte. Dr. Kaltenegger blickt direkt in die Kamera und lächelt leicht.
Foto © KFV / APA-Fotoservice / Schedl

Auch wenn sie ohne richtiges Verhalten wenig nützt, ist Technik wie Rauchwarnmelder und Feuerlöscher essenziell. Dabei fehlen diese in vielen Haushalten: Rund 34 Prozent der befragten Betroffenen hatten keinen einzigen Rauchwarnmelder im Haushalt, als der Brand ausbrach. Dennoch lernen viele aus diesen Fehlern nicht. Denn 33 Prozent setzten auch nach dem Brand keine Sicherheitsmaßnahmen um. Doch neben der technischen Ausstattung braucht es vor allem Verhaltenssicherheit, Risikobewusstsein und regelmäßige Übung bei Menschen, um die Zahl der Verletzten und Todesopfer nachhaltig zu reduzieren. „Die Befragung zeigt, dass Menschen bei Wohnungsbränden selten in blinde Panik verfallen. Vielmehr reagieren sie meist relativ rational und versuchen, die Lage zu verstehen und zu steuern. Handlungsfehler basieren somit nicht auf Panik, sondern auf kognitiven Verzögerungen, Stress, Unsicherheit und Fehleinschätzungen. Hier sollte man ansetzten“, ergänzt Kaltenegger.

Sicherheitstipps für den Brandfall
Vor dem Brand – Vorsorge schützt Leben
• Installiere Rauchwarnmelder in allen Aufenthaltsräumen und teste diese regelmäßig (mindestens 1x pro Monat).
• Halte Löschhilfen bereit: Löschdecke in der Küche, Handfeuerlöscher im Wohnbereich.
• Erstelle gemeinsam mit deiner Familie einen Fluchtplan – und übe ihn mindestens einmal pro Jahr.
• Halte Fluchtwege frei: keine Möbel oder Schuhe im Stiegenhaus, keine versperrten Türen.
• Vermeide Mehrfachsteckdosen mit zu hoher Last – besonders bei Heizgeräten.
Im Brandfall – Richtig handeln unter Stress
• Bewahre Ruhe – Panik blockiert klares Denken.
• Verlasse sofort das Gebäude – versuche nicht Gegenstände zu retten.
• Rette dich zuerst – hilf anderen nur, wenn du dich nicht selbst gefährdest.
• Schließe Türen hinter dir, um die Ausbreitung von Rauch zu verlangsamen.
• Alarmiere die Feuerwehr (122) – auch bei kleineren Bränden.
• Nutze niemals Aufzüge im Brandfall – verwende immer das Stiegenhaus.
• Löschen nur, wenn du dich sicher fühlst und der Brand klein ist.

KFV-Forderungen
• Bundeseinheitliche Pflicht zur Ausstattung aller Haushalte mit Rauchwarnmeldern, inkl. Bestandsbauten
• Verstärkte Brandschutzbildung – praktisch, generationengerecht
• Niedrigschwellige Nachsorgeangebote nach Brandereignissen
• Aufwertung des Notrufs als aktiver Selbstschutz
• Zielgruppenspezifische Präventionskampagnen

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