Schwimmkompetenzen in Österreich weiterhin defizitär – Verschlechterung insbesondere bei Jugendlichen

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137.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 19 Jahren in Österreich können nicht schwimmen, wie eine aktuelle Studie der Sicherheitsinstitution KFV zeigt. Insbesondere bei den 11- und 12-Jährigen zeigt sich im Vergleich der letzten Jahre eine weitere leichte Verschlechterung der Schwimmkenntnisse. Waren es 2021 noch 5 Prozent, so ist der Anteil an Nichtschwimmenden in dieser Altersklasse im Jahr 2025 auf 9 Prozent angestiegen – fast jede*r 10. Jugendliche dieses Alters kann somit nicht schwimmen.

Wien, 16. Mai 2025. Mit den ersten heißen Tagen tummeln sich Groß und Klein wieder an Österreichs Badeseen und in Freibädern, um sich abzukühlen. Zugleich hat sich ausgerechnet die Schwimmkompetenz jener verschlechtert, die in den meisten Fällen bereits unbeaufsichtigt das kühle Nass aufsuchen: Wie eine aktuelle Studie des Fachbereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV zeigt, verfügen die 10- bis 14-Jährigen über schlechtere Schwimmkenntnisse als in den Jahren zuvor. Was während der Pandemie mit entfallenen Schwimmkursen versäumt wurde, hat nun also spürbare Folgen: Viele der heutigen 10- bis 14-Jährigen konnten in der Volksschule nicht schwimmen lernen – mit einem Rückgang der Schwimmkompetenz in dieser Altersgruppe. Besonders betroffen sind die heute 11- bis 12-Jährigen. Das KFV warnt vor den Folgen, insbesondere muss das Bewusstsein für dieses aktuelle Risiko der Altersgruppe besonders beachtet werden.

630.000 Menschen in Österreich ohne Schwimmkenntnisse
Der Anteil der Personen in Österreich, die nicht schwimmen können, liegt 2025 bei 7 Prozent, was rund 630.000 Menschen ohne Schwimmkenntnissen in Österreich entspricht (ab 5 Jahren). Bei Kindern und Jugendlichen ist dieser Anteil höher: Derzeit können rund 10 Prozent der 5- bis 19-Jährigen nicht schwimmen. Hinzu kommen rund 76.000 Kinder und Jugendliche, die nur unsicher schwimmen können. Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier keine Verbesserung.

Gründe für mangelnde Schwimmkenntnisse
Fehlender Schulschwimmunterricht, mangelnde Infrastruktur und wenig familiäre Schwimmerfahrung zählen zu den Hauptgründen für die unzureichenden Schwimmkenntnisse vieler Kinder: 17 Prozent der Eltern gaben an, dass ihre Kinder keinen Schwimmunterricht in der Schule erhalten haben. Auch der Anteil jener Familien, die keinen Zugang zu Schwimmbädern oder Badeseen haben, ist gestiegen – von 7 Prozent im Vorjahr auf 10 Prozent heuer. „Die Pandemie hat die Problematik verschärft, aber auch heute sehen wir viel Verbesserungspotenzial für den niederschwelligen Zugang zur Überlebenskompetenz Schwimmen. Regelmäßiges Üben und Auffrischen der Schwimmkenntnisse ist dabei essenziell. Zu viele glauben fälschlicherweise, dass ein einmaliges Erlernen ausreichend ist“, erklärt Dr. Johanna Trauner Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV.

„Unsere Studie verdeutlicht einmal mehr, dass bei Menschen mit schlechteren Einkommensverhältnissen der Anteil an unsicheren bis mittelmäßigen Schwimmenden sowie der Nichtschwimmenden besonders hoch ist.“

Dr. Johanna Trauner Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV

Finanzielle Hürden: Schwimmkurse für Kinder gefordert!
Neben der Förderung durch die Eltern (64%) spielen auch professionelle Schwimmkurse (38%) eine wichtige Rolle beim Erwerb von Schwimmkompetenzen, wobei private Kurse für finanziell schwache Haushalte oft eine Hürde darstellen. An dritter Stelle folgt der Schulsport, im Rahmen dessen 17 Prozent der Kinder ihre ersten Schwimmkenntnisse erworben haben. Hier sieht das KFV deutlichen Handlungsbedarf für die Politik, um niederschwelligen Zugang zu Schwimmkursen zu garantieren: „Unsere Studie verdeutlicht einmal mehr, dass bei Menschen mit schlechteren Einkommensverhältnissen der Anteil an unsicheren bis mittelmäßigen Schwimmenden sowie der Nichtschwimmenden besonders hoch ist. Um dem entgegenzuwirken, fordern wir eine Intensivierung des Schwimmunterrichts in der Schule sowie den parallelen Ausbau von geförderten Schwimmkursen in der Freizeit“, so Trauner-Karner.

„Wir fordern eine Intensivierung des Schwimmunterrichts in der Schule sowie den parallelen Ausbau von geförderten Schwimmkursen in der Freizeit.“

Dr. Johanna Trauner Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV

Eine blonde Frau im schwarzen Blazer, lehnt mit vor der Brust verschränkten Armen an einer mit blauer Graffiti-Farbe besprühter Wand und lächelt in die Kamera.
Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin der Abteilung Sport- und Freizeitsicherheit im KFV © KFV / APA Fotoservice / Krisztian Juhasz

Überdurchschnittlich hohe Badeunfall-Gefahr
Wie die Todesursachenstatistik der Statistik Austria zeigt, sind in den letzten zehn Jahren (2014-2023) insgesamt 333 Wohnsitzinländer*innen in Österreichs Seen, Schwimmbädern und Pools ertrunken, darunter 34 Kinder und Jugendliche (5 bis 19 Jahre). Die Daten für 2024 wurden zum Zeitpunkt des Aussendungs-Versands noch nicht veröffentlicht. Wie laufende Beobachtungen des KFV anhand von Medienberichten über Badeunfälle aber zeigen, ist die Anzahl an Ertrinkungsunfällen 2024 auf überdurchschnittlich hohem Niveau: Im letzten Jahr sind in Österreich insgesamt 39 Personen ertrunken, darunter 3 Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 19 Jahren. 2025 hat es glücklicherweise noch keinen Ertrinkungsunfall gegeben.

Neben der Verbesserung der Schwimmkompetenzen von unsicheren Schwimmenden und Schwimm-Anfänger*innen rät das KFV zudem auch Menschen mit guten Schwimmkenntnissen zur Vorsicht. „Um Unfällen durch Müdigkeit oder Kreislaufproblemen im Wasser vorzubeugen, empfehlen wir das Mitführen von Schwimmbojen, wie sie etwa auch von Profis im Schwimmsport verwendet werden“, so die KFV-Sport- und Freizeitsicherheitsexpertin.

Eine Schwimmboje im orangen Signalton liegt an einem Sandstrand. Der Aufdruck "KFV 360 swim" ist darauf zu sehen.
© KFV

KFV-Sicherheitstipps beim Schwimmen

  • Kleinkinder immer beaufsichtigen: Kleinkinder müssen in der Nähe von Gewässern stets in unmittelbarer Griffweite beaufsichtigt werden – größere Kinder in Sichtweite – und sie sollten gut sichtbare Badekleidung tragen. Vereinbaren Sie eine konkrete Aufsichtsperson, wenn mehrere Erwachsene anwesend sind.
  • Überschätzen Sie nicht Ihre Schwimmkenntnisse: Legen Sie Schwimmpausen ein und bleiben Sie in Ufer-Nähe. Vor allem dann, wenn Sie allein unterwegs sind. Führen Sie eine Schwimmboje mit, auf der Sie sich bei Müdigkeit ausruhen können. Diese kann durch grelle Farben auch Ihre Sichtbarkeit im Wasser erhöhen.
  • Erwerben Sie Selbstrettungskompetenz: Wie rettet man sich nach einem Sturz ins Wasser eigenständig ans Ufer? Wie kann man sich im Tiefwasser bei gefährlichen Situationen für eine gewisse Zeit über Wasser halten? All das und noch einiges mehr, lernt man in Selbstrettungskompetenz-Kursen.
  • Treffen Sie Sicherheitsvorkehrungen bei privaten Gewässern: Private Pools oder Biotope sollten umzäunt werden, damit sich Kinder nicht unbeaufsichtigt Zugang verschaffen.

  • Schwimmbojen mitnehmen: Müdigkeit und Erschöpfung können alle treffen. Führen Sie eine Schwimmboje mit, vor allem dann, wenn Sie weit hinausschwimmen. Bei Ermüdung oder Kreislaufproblemen können Sie sich daran bis zum Eintreffen von Hilfe festhalten neue Kraft tanken, um danach selbständig ans Ufer zu schwimmen. Aber Achtung: Schwimmbojen dienen als Sicherheitsnetz für Schwimmende und sind nicht (!) als Schwimmhilfen für Menschen geeignet, die noch gar nicht schwimmen können.

Presseaussendung.pdf

Grafik Schwimmstudie 2025.pdf