Experten-Tipps für einen sicheren Schulweg

1993

Im September beginnt für tausende Schüler wieder der Schulalltag. Egal mit welchem Verkehrsmittel die Kinder in die Schule kommen, sie müssen Verkehrsregeln sowie den Umgang mit möglichen Gefahren erst (er)lernen. Dafür sollten die letzten Tage vor dem Schulstart für ein gezieltes Training des Verhaltens am Schulweg genutzt werden. Folgende Experten-Tipps (Quelle: bmvit-Infothek) zeigen, wie Kinder und Begleitpersonen den Schulweg sicherer gestalten können:

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Kinder verhalten sich im Straßenverkehr anders: Sie sehen, hören und fühlen anders, nehmen ihre Umwelt aus einer anderen Perspektive wahr. Vorsicht und Rücksicht sind daher im Straßenverkehr das absolute A & O – damit Sicherheit Schule macht. Hier die wichtigsten Schulweg-Tipps der KFV-ExpertInnen:

Gemeinsam statt einsam: Schulwegtraining
Erstklässler brauchen auch Sicherheit erster Klasse. Um achtsam in eine eigenständige aktive Mobilität hineinzuwachsen, bedarf es eines gemeinsamen Schulwegtrainings mit Mama oder Papa. Grundsätzlich gilt: Der kürzeste Schulweg ist nicht immer der sicherste.

  • Trainierter Alleingang:Ist der beste Schulweg ausgewählt, gehen Sie mit Ihrem Kind mehrmals die Strecke ab und erklären ihm, warum es wo gefährlich ist und worauf es als Fußgänger achten muss. Lassen Sie sich dann nach einigen Trainingstagen von Ihrem Kind führen, das sein Verhalten kommentiert. So wird klar, ob alles richtig verstanden wurde.
  • Konstruktive Kritik:Korrigieren Sie Ihr Kind sachlich bei Fehlverhalten und loben Sie es ausdrücklich bei richtigem Verhalten. Motivierendes Feedback hat Verstärkerwirkung.
  • Zu zweit – zur Sicherheit:Begleiten Sie Ihr Kind so lange, bis es reif für den ersten Alleingang ist.
  • Reality Check:Unternehmen Sie die Trainingsgänge an Schul- bzw. Arbeitstagen, morgens und mittags, damit authentische Bedingungen vorherrschen.
  • Grün ist nicht genug:Auch bei grünen Fußgängerampeln immer nach beiden Seiten schauen und auf mögliche Abbieger achten. Wenn die Ampel während des Überquerens auf Rot wechselt, zügig weitergehen.
  • Schutzlos am Schutzweg:Die weißen Streifen auf der Straße sind kein Garant für Sicherheit. Erklären Sie Ihrem Kind, dass leider nicht alle Fahrer vor dem Zebrastreifen anhalten. Vor dem Schutzweg also immer stehen bleiben und nach beiden Seiten schauen. Erst losgehen, wenn die Fahrbahn frei ist oder alle Fahrzeuge – aus allen Fahrtrichtungen – angehalten haben. Dabei auch auf eventuell überholende Fahrzeuge achten!
  • Elternauge, sei wachsam:Beobachten Sie mit zeitlichem Abstand immer wieder das Verhalten Ihres Kindes – nach Möglichkeit auch auf dem Heimweg, denn nach stundenlangem Sitzen ist der kindliche Bewegungsdrang besonders groß.
  • Schluss mit Elterntaxi:Bringen Sie Ihren Nachwuchs nur in Ausnahmefällen mit dem Pkw zur Schule oder nach Hause. Kinder, die nur als Pkw-Passagiere am Straßenverkehr teilnehmen, lernen nicht, selbst mit Situationen im Straßenverkehr umzugehen. Überdies wird das Verkehrsaufkommen im Schulumfeld durch Elternfahrzeuge unnötig erhöht, was wiederum andere Kinder gefährdet.
  • Thema Schulbus:Aufmerksam und ruhig an der Haltestelle warten, bis der Bus eingefahren ist. Disziplin beim Ein- und Aussteigen. Die Straße nicht direkt vor oder hinter dem Bus überqueren, sondern warten, bis dieser die Haltestelle verlassen hat.
  • Vorbildwirkung:Nicht nur beim Schulwegtraining, sondern ganz generell sollten Erwachsene Vorbilder sein und der jungen Generation richtiges und somit sicheres Verhalten vorleben.
  • Sichtbarkeit ist Sicherheit:Reflektoren und Pendelblitze auf Kleidung, Schultasche & Co. machen aus grauen Mäusen strahlende Lichtgestalten – erhöhte Sichtbarkeit kann auch in der Morgendämmerung Leben retten.+

Schulweg-Regeln für Fahrzeuglenker

  • Der Vertrauensgrundsatz ist nicht auf Kinder anwendbar!Jedes Verhalten von Kindern im Straßenumfeld, auch das unvernünftigste, muss jederzeit einkalkuliert werden.
  • Der „unsichtbare Schutzweg“ gilt immer und überall.Wollen Kinder – einzeln oder in Gruppen, beaufsichtigt oder unbeaufsichtigt – die Fahrbahn überqueren, müssen Fahrzeuglenker ihnen das unbehinderte und ungefährdete Überqueren der Fahrbahn ermöglichen und bei Bedarf dafür anhalten.
  • Fahrer müssenüberall dort, wo mit Kindern gerechnet werden muss,langsamer fahren. Besonders im Umkreis von Kindergärten, Schulen, Sport- und Spielplätzen und ähnlichen Einrichtungen – wer dort zu schnell unterwegs ist, dem drohen neben einer Geldstrafe auch Führerscheinentzug und Nachschulung.

Perspektivenwechsel: Kinder sind anders

Ab und zu mal auf dem Gehsteig in die Knie gehen und die Welt mit Kinderaugen sehen – das sollten wir Erwachsene tun, um uns in die Situation der jüngsten Straßenbenutzer einzufühlen.

Umgekehrt können Kinder bis zum Alter von etwa acht Jahren sich noch nicht in andere Verkehrsteilnehmer hineinversetzen. Denn Kinder leben in ihrer eigenen Welt – und die ist einfach anders:

  • Klein und fein:Kinder erleben den Straßenverkehr aus anderer Sicht. Sie können nicht über Autodächer hinwegschauen, bemerken herankommende Fahrzeuge somit später als Erwachsene und werden auch selbst von Lenkern später wahrgenommen.
  • Nah und fern:Kinder schätzen Entfernungen und Geschwindigkeiten noch nicht richtig ein und nehmen aufgrund ihres eingeschränkten seitlichen Blickwinkels herannahende Fahrzeuge später wahr. Sie können die Richtung, aus der ein Geräusch kommt, nur schwer bestimmen.
  • Die Macht der Gefühle:Kinder sind neugierig und leicht ablenkbar. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich spontan auf gefühlsbezogene Objekte wie etwa Hunde oder Werbeplakate. Kinder leben ihre Emotionen intensiv aus. Ob sie fröhlich oder traurig, übermütig oder niedergeschlagen sind, wirkt sich stark auf ihr Verhalten aus.
  • Bewegungsdrang:Nach dem Schultag macht Laufen doppelt Spaß. Besonders heikel: Kinder können Handlungsabläufe – etwa das Nachlaufen hinter einem Ball – nur schwer bewusst abbrechen, um am Straßenrand anzuhalten und sich umzusehen.
  • Links, rechts, links:Kinder drehen oft nur reflexartig den Kopf nach beiden Seiten, bevor sie die Fahrbahn queren. Für Eltern heißt das: Beobachten Sie Ihr Kind genau, ob es beim Blick in beide Richtungen auch tatsächlich bewusst nach Fahrzeugen Ausschau hält.